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Hoher Besuch

Jens Thurau2. September 2002

Und es wurde Montag – vorbei mit der relativen Ruhe auf dem Erdgipfel von Johannesburg. 109 Staatschefs aus aller Welt reisten an – soviel Regierung war noch nie. DW-Korrespondent Jens Thurau hat nur noch gestaunt.

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Der Tschad, Mauru, St.Vincent, Turkmenistan, die Grenadinen, San Marino. Stationen einer Traumreise? Nein, das sind die Länder, die keine Delegationen zum Erdgipfel nach Johannesburg geschickt haben. Vertreter der 191 anderen Länder der Erde sind hier an den Verhandlungen beteiligt, und am Montag (2. September 2002) trafen auch noch sage und schreibe 109 Staats - oder Regierungschefs aus aller Welt im Konferenzzentrum im Nobelstadtteil Sandton ein. Die Limousinen stapelten sich vor dem Haupteingang, es wurden Hände geschüttelt wie noch nie. Dann betraten die Herren und wenigen Damen den Plenarsaal und erklommen einer nach dem anderen die Rednerbühne, so dass man sich an eine Massenbewerbung für einen äußerst lukrativen Job erinnert fühlte. Die meisten der Staatschefs sonderten dann belanglose Sätze ab, ungefähr nach diesem Strickmuster: Wir muessen endlich handeln, die Welt kann nicht laenger warten, der Klimawandel ist im Gange, die Armen brauchen uns und so weiter. Fünf Minuten für jeden Regierungschef, egal ob Präsident, Despot oder Monarch – Monaco hatte Prinz Albert aufzubieten. Gelaechter erhob sich im afrikanischen Teil des Medienzentrums, als Simbabwes Diktator Mugabe mit todernstem Gesicht erklärte, er liebe sein Land, ebenso wie Großbritanniens Premier Tony Blair, der zuvor geredet hatte, das seine.

Auch der Kanzler war da. Husch, husch, rein ins Flugzeug, mit an Bord ein paar wichtige Journalisten, die dann daheim berichten, wie wacker sich Schroeder in Johannesburg geschlagen hat. Wir haben schließlich Wahlkampf. Aber seine Rede war wirklich gut. Eine Milliarde Euro für die armen Länder zusätzlich aus Berlin, für sanfte Energien und das Energiesparen. Nicht schlecht. Der Blitztipp um die halbe Welt hat sich gelohnt.