Hoffnungsträger Cebit
11. März 2002Die Leitmesse der IT-Industrie (Information und Telekommunikation) findet vom 13. bis 20. März in Hannover statt. Beendet wurde in diesem Jahr erstmals die Serie der stetig steigenden Ausstellerzahlen. 7.962 Anmeldungen hat die Deutsche Messe AG bisher registriert, das sind 131 weniger als im Vorjahr. Absagen gab es nach den Terroranschlägen des 11. September vor allem aus den USA. Glück hatten Unternehmen, die bisher nicht dabei sein konnten: Die lange Warteliste derer, die aus Platzmangel nicht teilnehmen durften, konnte abgebaut werden. Weniger Aussteller werden sich jedoch nicht negativ auf den Messeverlauf auswirken. Angesichts der Überfülle der vergangenen Jahre bemühte sich die Messeleitung stets darum, den Ansturm in geordnete Bahnen zu lenken. Entzerrung war angesagt, und darum dauert die Cebit wieder, wie in alten Zeiten, acht Tage und nicht sieben wie in den Vorjahren. Über die zu erwartenden Zahlen der Besucher gab die Messeleitung im Vorfeld keine Prognosen ab, über 840.000 Menschen sahen die Cebit 2001.
Telekommunikation als globaler Trend
Die IT-Industrie erwartet von ihrer Leitmesse nun eine Standortbestimmung und erhofft sich Impulse, die den Verlauf des Jahres 2002 positiv beeinflussen könnten. In 27 Hallen auf 424.173 Quadratmetern gibt es Neues aus der Welt von Soft- und Hardware zu sehen. Besonderes Augenmerk der breiten Öffentlichkeit gilt der Telekommunikation und den immer kleiner werdenden Rechnern aller Art. Auch das Zusammenwachsen verschiedener bisher getrennter Technikwelten wie Handy, Computer, Internet und Fernsehen wird ein wichtiges Thema sein. Zwar erreichen die Trends, die auf Messen mit Hochdruck durch die Industrie beworben werden, nicht direkt die Verbraucher. Doch weisen die Messeneuheiten stets darauf hin, was der Konnsument binnen Jahresfrist erwarten kann.
Aus über 60 Staaten kommen die 3043 ausländischen Aussteller. Führend bei den Gastländern ist erneut Taiwan mit 594 Ausstellern, gefolgt von den USA mit 345 und Großbritannien mit 281 Anbietern. Die absoluten Zahlen sagen indes wenig für das Publikumsinteresse aus. So zeigen vor allem die fernöstlichen Hersteller meist Zubehörteile und technische Bausteine, die selten für Schlagzeilen sorgen. Große Konzerne, vor allem aus den USA, sorgen hingegen auch mit kleineren Nachrichten und Produkten oft für Wirbel in den Medien, denn ihre Namen sind vielen Menschen bekannt. Microsoft-Chef Steve Ballmer und Bundeskanzler Gerhard Schröder werden am Dienstag, 12.3.2002, mit ihren Ansprachen die Messe eröffnen.
Drei große Schwerpunkte
Erstmals in diesem Jahr ist das Cebit-Gelände geographisch nach Themen aufgeteilt. So ist der Norden der Informationstechnik und damit der Hardware vorbehalten, der Osten den Software-Anbietern und Dienstleistern und der Süd-Westen gehört dem Telekommunikationsmarkt. Zusätzliche Themenschwerpunkte setzt die Messe bei den Themen Sprachdatenverarbeitung, und Bankentechnik. Sicherheitstechniken stehen in diesem Jahr nach den Terroranschlägen des 11. September im Vordergrund. Die Halle 17 ist diesem Thema gewidmet. Zum dritten Mal wird der Cebit Job Market in Halle 10 veranstaltet. Denn noch immer sucht Deutschland IT-Fachkräfte. Inzwischen gibt es zwar mehr als 11.000 Arbeitsgenehmigungen (Greencards) für Experten aus Nicht-EU-Ländern. Doch klagen die Fachverbände nach wie vor über Fachkräftemangel und drängen darum auf eine schnelle Verabschiedung des Zuwanderungsgesetzes. DW-TV wird in seinem Programm den Jobs in der IT-Industrie ein Tagesthema widmen. Auch der Forschungsbereich ist wie immer in einer eigenen Halle vertreten und zeigt Ideen von Wissenschaftlern, die den Einsatz von Computern in heute noch undenkbaren Bereichen vorstellen.
Wie sich elektronisch regieren lässt, erfahren Bürger und Politiker in den Pavillons an der Halle 11. Dort gibt es Software-Tipps für Kommune, Staat und Wirtschaft. Nicht zuletzt die Messestadt Hannover selbst wird zur Cebit ein neues Online-Angebot starten.
Auf dem Weg in die Informationsgesellschaft
Vorsichtig optimisch gab sich im Vorfeld der Branchenverband Bitkom. Seiner aktuellen Studie zufolge surfen mittlerweile 37 Prozent der Deutschen regelmäßig im Internet. Damit liegen die Bundesbürger nicht nur hinter den USA, sondern auch hinter den skandinavischen Ländern sowie Großbritannien, der Schweiz und den Niederlanden. Schlusslicht im internationalen Vergleich war Griechenland, wo es nur 18 Prozent regelmäßige Internet-Nutzer gibt. Dennoch sei Deutschland auf dem Weg zur Informationsgesellschaft und habe "insbesondere gegenüber den USA einiges an Boden gutgemacht", so der Verband. Mit 56 Millionen Handys gebe es in der Bundesrepublik mehr Mobiltelefone als in den viel größeren USA. Zudem habe Deutschland die USA bei der Ausstattung mit breitbandigen DSL-Anschlüssen überholt. Auch bei ISDN-Anschlüssen liege Deutschland traditionell vorn. Im vergangenen Jahr wurden bundesweit 1,5 Millionen DSL-Anschlüsse geschaltet, mit denen Daten bis zu zwölf Mal schneller übertragen werden können als mit ISDN. Für 2002 gehen die Schätzungen von mindestens 3,6 Millionen DSL-Anschlüssen aus. Damit wäre Deutschland, wie bereits heute schon, europaweit an der Spitze, was die absolute Zahl der Anschlüsse angeht. Relativ gesehen haben jedoch die Skandinavier weiterhin die Nase vorn.