Hoffnung für Migranten der "Ocean Viking"
5. Juli 2020Die Besatzung der "Ocean Viking" hatte am Freitag den Notstand an Bord ausgerufen. "Wir werden mit 180 Menschen in schwerer seelischer Not auf See alleingelassen", klagte die Geschäftsführerin von SOS Méditerranée Deutschland, Verena Papke, einen Tag später. Die sizilianischen Behörden der Stadt Pozzallo schickten immerhin ein medizinisches Team zu dem privaten Rettungsschiff im Mittelmeer - bestehend aus einem Arzt und einem kulturellen Vermittler. Anschließend hieß es aus dem Innenministerium in Rom, es seien "keine besonderen Gesundheitsprobleme" festgestellt worden. Auch die angespannte Lage an Bord habe sich gebessert.
An diesem Sonntag sollen die 180 Migranten auf das Coronavirus getestet werden und voraussichtlich am Montag auf das italienische Quarantäne-Schiff "Moby Zaza" wechseln, wie in Rom weiter bekannt wurde. Dieses liegt derzeit vor der sizilianischen Hafenstadt Porto Empedocle vor Anker.
Nach Angaben von SOS Méditerranée lehnten die Behörden in Italien und Malta in den vergangenen Tagen alle Anfragen nach einem Anlegen in einem ihrer Mittelmeerhäfen ab. Die Flüchtlingshelfer hatten die Migranten, die unter anderem aus Pakistan, Eritrea und Nigeria stammen, zwischen dem 25. und 30. Juni aus dem Meer geborgen. Unter ihnen sind 25 Minderjährige.
Zuletzt spitzte sich die Lage auf dem Rettungsschiff zu. Papke berichtete von einem Hungerstreik unter den Geflüchteten und von mehreren Suizidversuchen.
Seehofer: Mehr EU-Staaten sollen Migranten aufnehmen
Unterdessen rief Bundesinnenminister Horst Seehofer die EU-Staaten nochmals auf, sich stärker an der Aufnahme aus dem Mittelmeer geretteter Migranten zu beteiligen. Bislang seien dazu nur fünf bis sechs Länder bereit, sagte der CSU-Politiker der "Welt am Sonntag". So könne es nicht bleiben. Seehofer verspricht sich von der deutschen EU-Ratspräsidentschaft eine politische Verständigung der Mitgliedstaaten in der Einwanderungspolitik.
Dazu gehörten eine erste Prüfung von Asylbegehren bereits an den EU-Außengrenzen sowie die "unmittelbare" Rückführung von Migranten, deren Schutzgesuch offensichtlich unbegründet sei, erläuterte der Innenminister. "Nur diejenigen werden innerhalb der EU verteilt, die einen Anspruch auf Schutz glaubhaft machen können", sagte Seehofer.
se/cw (dpa, afp)
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