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Hoffen auf den Atomkompromiss

Shahram Ahadi21. November 2014

Die Verhandlungen über das umstrittene iranische Atomprogramm werden auch auf der persischsprachigen DW-Facebook-Seite heiß diskutiert. Die meisten Iraner dort sehnen ein Ende des Streites herbei.

https://p.dw.com/p/1Dqya
Symbolbild Iran Atom Archiv 18.06.2014 Wien
Bild: picture alliance/AP Photo

Der Iran scheint in den Atomverhandlungen mit den fünf UN-Vetomächten und Deutschland zurzeit einem Kompromiss selten näher gewesen. Zumindest ist das die einhellige Meinung der Diplomaten und Experten.

Die meisten der persischsprachigen DW-User, die das Geschehen verfolgen und kommentieren, sind jedoch eher skeptisch und glauben nicht an eine umfassende Einigung bis zum 24. November. Tatsächlich droht Insidern zufolge ein rechtzeitiger Abschluss der Gespräche bis zum gesetzten Fristende am Montag zu scheitern. Die Frist könne stattdessen bis März verlängert werden, sagten mit den Unterredungen vertraute Personen am Donnerstag (20.11.2014). In den Kommentaren der DW-User ist darüber ziemlich viel Frust zu lesen. "Das einzige, worüber Übereinkunft erzielt wird, ist der Termin für die nächsten Verhandlungen!" spottet einer der User.

Insgesamt waren mehr als 16.000 User der Einladung der persischsprachigen DW-Redaktion gefolgt, sich an der Diskussion zu beteiligen. Um ihre Sicherheit nicht zu gefährden, geben wir im Folgenden die Usernamen nicht bekannt.

"Lebenslage wird sich verbessern"

Auch wenn kaum jemand an eine schnelle Einigung glaubt - die meisten User sehnen ein Ende der Verhandlungen herbei. Sie sind der Meinung, dass sich eine Beilegung des Streits positiv auf die Ökonomie des Landes, die Inflation und somit auch auf ihre eigene wirtschaftliche Lage auswirken wird. Einer, der diese Hoffnung hat, schreibt bei Facebook: "Die Sanktionen haben dazu geführt, dass die Araber die mit dem Iran geteilten Gas- und Ölfelder ausgebeutet haben. Der Dollarpreis verdreifachte sich im Land und somit auch alle aus dem Ausland eingeführten Waren. Ich hoffe, dass die Lage bei einer Aufhebung der Sanktionen allmählich besser wird." Ein anderer Optimist ist Twitter-User. "Die Lebenslage der Iraner wird sich verbessern, je mehr Kontakt und kulturellen Austausch es zum Westen gibt", schreibt er.

Screenshot der DW-Farsi-Facebookseite (Foto:DW)
Über 16.000 User beteiligten sich an der Diskussion auf der DW-Farsi-Facebook-Seite

Zu viele Widerstände?

Die Mehrheit der User ist jedoch in unterschiedlichem Maße skeptisch, ob sich ihr Leben durch eine Beilegung des Atomstreits tatsächlich verbessern wird. So lautet etwa ein Facebook-Post: "Nehmen wir mal an, dass überhaupt ein Kompromiss erzielt und eine Aufhebung aller Sanktionen realisiert wird. Aber ist die Hoffnung auf eine Änderung nicht Selbstbetrug angesichts des Sicherheitsapparates, der das Land kontrolliert, und angesichts der monströsen Dominanz der Revolutionsgarden auf dem Wirtschaftssektor?" Tatsächlich kontrollieren die mächtigen Revolutionsgarden große Teile der iranischen Wirtschaft. Viele profitieren sogar von den Sanktionen, weil sie durch Schmuggel und Schwarzmarkthandel reich geworden sind.

Straßenverkäufer auf dem basar von Maschad (Foto:Linda Dorigo/Transterra Media)
Die schwache Wirtschaft und die hohe Arbeitslosigkeit macht der Bevölkerung seit Jahren zu schaffenBild: Linda Dorigo/Transterra Media

In dieselbe Kerbe schlägt ein weiterer User, der in seinem Kommentar auf die folgenreichen Sanktionen eingeht: "90 Prozent der derzeitigen Arbeitslosigkeit, des Stresses, der psychischen Probleme, der Prostitution und der Drogenprobleme in den letzten drei Jahren sind durch die Sanktionen entstanden. Diejenigen die über die nötigen Beziehungen verfügen, haben von der Situation profitiert und befinden sich in einer idealen Lage. Wenn die Verhandlungen scheitern, werden die Ultrakonservativen und die Reichen eine Party feiern und 80 Prozent der Bevölkerung wird mehr Elend und Armut zu spüren bekommen."

Feindbild Westen

Ein anderer Facebook-User weist auf die Bedeutung von Feindbildern für das iranische Regime hin: "Das System schiebt die Schuld an der schlechten Lebenssituation auf den Feind und hält sich dadurch am Leben. Das Regime hat sich nie um das das Wohlbefinden der Bevölkerung gekümmert und wird dies auch in Zukunft nicht tun." Ähnlich äußert sich ein weiterer User: "Das Atomprogramm hat der iranischen Bevölkerung nur Nachteile gebracht, auch wenn die iranischen Staatsmedien versuchen, die öffentliche Meinung im Land in ihrem Sinne zu manipulieren."

Iranerin am Bankautomaten (Foto:Mehr)
Die Inflation ist hoch, das Bankensystem ächzt unter den SanktionenBild: MEHR

Und so hofft bei aller Skepsis ein Großteil der User auf eine baldige Beendigung der Sanktionen. "Falls es nicht zu einem Abkommen kommt, werden die Menschen im Iran den größten Schaden davon tragen", fürchtet ein weitere User: "Ich hoffe auf einen Kompromiss. Selbst wenn es wirtschaftlich nichts bringen würde, so würden die Sanktionen doch dem Regime nicht mehr als Entschuldigung dafür dienen können, dass es das Land in den Ruin treibt."