Historische CD für Griechenlands Präsident
3. Mai 2019Die Deutsche Welle und Griechenland verbindet ein besonderes Verhältnis. Während das Land zwischen 1967 und 1974 von einer Militärdiktatur beherrscht wurde, sendete die griechische Redaktion des deutschen Auslandssenders Beiträge, in denen sie sich klar auf die Seite derer stellte, die in Griechenland oder im Exil für Demokratie und Freiheit kämpften. Ab 1969 berichtete das Griechische Programm der DW umfassend über die Aktivitäten des Widerstands. Und die Menschen erfuhren zum ersten Mal von Massenverhaftungen und Folter.
"Stimme der Freiheit"
Zum Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai traf der heutige DW-Intendant Peter Limbourg im Rahmen eines Griechenland-Besuchs in Athen mit Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos zusammen. Dabei hatte Limbourg ein besonderes Gastgeschenk im Gepäck: Er überreichte eine CD mit DW-Sendungen aus der Zeit der Militärdiktatur. "Das Griechische Programm der DW war während der Militärdiktatur die Stimme der Freiheit. Auch über 50 Jahre danach ist das ein Beispiel dafür, wie wichtig Auslandsrundfunk ist, wenn die Demokratie in Gefahr ist", sagte Limbourg.
Pavlopoulos entgegnete: "Im Namen aller Griechen möchte ich mich bei der DW dafür bedanken, dass sie während der Diktatur die Stimme der Freiheit und der Demokratie aus dem Herzen Europas war. Dank gebührt ihr aber auch für die konstruktive Rolle, die sie während der Finanzkrise gespielt hat."
Zwischen Verurteilung und Journalismus
Die historischen Aufnahmen stammen aus dem Archiv des inzwischen verstorbenen Schriftstellers und Journalisten Alexander Skinas, der zu dieser Zeit einer der wichtigsten Kommentatoren der Redaktion war. Vom damaligen Redaktionsleiter Giorgos Nikolaou, der später Vizepräsident des Europaparlaments wurde, gibt es ein Interview mit einem reuigen Junta-Spitzel, das kurz nach Überwindung der Diktatur entstand. Sämtliche Beiträge wurden zwischen 1971 und 1974 über Kurzwelle nach Griechenland gesendet.
Für den heutigen Redaktionsleiter Spiros Moskovou ist die CD ein Dokument der Rolle des Rundfunks im damaligen Griechenland: "Es ist sehr aufschlussreich zu erleben, wie die damaligen Kollegen die Balance hielten zwischen der offenen Verurteilung des Regimes und den Standards eines professionellen, unabhängigen Journalismus."