Der Regisseur Spike Lee wird 60
20. März 2017Die Geschichte des Kinos der afro-amerikanischen Bevölkerung der Vereinigten Staaten ist gerade wieder um ein bemerkenswertes Kapitel bereichert worden. Der Film "Moonlight" wurde mit dem Oscar für den besten Film des Jahres ausgezeichnet. Weitere Filme von schwarzen Regisseuren waren zuvor nominiert worden. Oscars gewannen zudem die Darsteller Viola Davis und Mahershala Ali.
Pionierarbeit in Sachen "Black Cinema"
Ein Jahr zuvor hatte es scharfe Proteste gegen die Missachtung schwarzer Filmschaffender in den USA gegeben. Ist man jetzt also geläutert in Hollywood? Spike Lee würde wahrscheinlich nur müde lächeln, die Stirn in Falten legen, wie er es so gerne tut, und eine witzige Bemerkung machen. Für einen optimistischen Blick in die Zukunft in Sachen Gleichberechtigung hat Spike Lee schon zu viel erlebt. Und er hat sich ja in seinen Filmen auch ausgiebig mit der Situation der afroamerikanischen Bevölkerung in seinem Land beschäftigt, dabei oft tief in die Geschichte zurückgeblickt.
Der Filmemacher, der jetzt (am 20. März) seinen 60. Geburtstag feiert, hat zu einer Zeit, als Hollywood noch im Traum nicht daran dachte, schwarze Regisseure und Schauspieler als normalen Bestandteil des Business zu betrachten, eine Pionierrolle übernommen.
Sicher, es gab einen Sidney Poitier, der es zu Ruhm und Ehre gebracht hatte und eine Art schwarzer Vorzeigeschauspieler in Hollywood geworden war, doch Poitier war immer die "Ausnahme von der Regel". Und es hat das "Blaxploitation"-Kino gegeben in den 1970er Jahren, das eine Zeit lang - auch kommerziell erfolgreich -"schwarze Themen" in das amerikanische Unterhaltungskino gebracht hatte. Die Regisseure dieser Filme waren allerdings oft auch weiß.
Vielfältiges Oeuvre
Als Lee nach diversen Hochschulstudien Mitte der 1960er Jahre anfing Filme zu inszenieren, sich sein Name langsam durchsetzte und alle erkannten, dass hier ein Regisseur die Bühne betrat, der viel zu sagen hatte und gute Filme machte, war das ein Signal. Für die folgenden beiden Jahrzehnte, von "She' s Gotta Have It" (1986) bis "Inside Man (2006), war Spike Lee einer der einflussreichsten und - künstlerisch - innovativsten Regisseure.
Danny Glover, einer der bekanntesten schwarzen Darsteller Hollywoods, nennt den Regisseur im Vorwort einer Spike-Lee-Biografie die "Stimme einer Ära": "Spike Lee ist die Person, die mit dieser Epoche identifiziert wird. Er hat sie ebensowenig allein in Gang gebracht wie Martin Luther King die Bürgerrechtsbewegung. Aber Lee hat sehr wirksam mit ihrer sozialen und politischen Dynamik gearbeitet. Das war eine Zeit, in der aus dem HipHop ein Bewusstsein erwuchs, in der schwarze Populärkultur zu einem globalisierten, kulturellen Exportartikel wurde," so Danny Glover.
Wegbereiter des derzeitigen Erfolgs
Wenn nun also in diesen Wochen über die neue Kraft des "schwarzen Kinos" in den USA gesprochen wird und die internationale Kinogemeinde sich ganz zu Recht freut über einen großartigen Film wie "Moonlight" von Regisseur Barry Jenkins, dann sollte man in diesem Zusammenhang unbedingt an die Rolle Spike Lees erinnern. Ohne diesen Regisseur, dem wir wunderbare Filme verdanken, sähe das Kino in den USA heute anders aus.
Und dass die künstlerische Kraft, die Phantasie, der Mut und das Engagement des Menschen und Künstlers Spike Lee heute immer noch sehr gefragt sind, das versteht sich in der "Ära Trump" eigentlich ganz von selbst. Also: Happy Birthday, Spike Lee - und bitte unbedingt weitermachen!