Hinrichtung am Weihnachtstag: Das Ende des rumänischen Diktators Ceaușescu
Der Prozess dauerte etwa eine Stunde, direkt danach wurden Rumäniens Diktator Ceaușescu und seine Frau exekutiert - am 25. Dezember 1989. Eine Fotoserie von Anton Roland Laub zeigt die Schauplätze dieser Ereignisse.
Vor der Hinrichtungsmauer
Die Einschusslöcher sind auch nach 30 Jahren noch gut sichtbar: An dieser Mauer wurden Nicolae und Elena Ceaușescu hingerichtet. Der Prozess fand in einer Militärbasis in der rumänischen Kleinstadt Târgoviște statt. Anton Roland Laub widmet diesem Ort eine Fotoserie mit dem Titel "Last Christmas (2018-)", die in Berlin im Rahmen der Ausstellung "Heilige und verfluchte Orte" gezeigt wurde.
Ein Fotograf auf den Spuren der Vergangenheit
"Meine Arbeit basiert auf Recherchen und ist auch autobiographisch motiviert", sagt der Fotograf, der in Bukarest geboren und aufgewachsen ist und heute in Berlin lebt. "Den Anfang der rumänischen Revolution habe ich, wie auch den Mauerfall, im Radio verfolgt, auf BBC, Radio Free Europe, Voice of America und in der DW. Es waren sehr intensive Momente, die mich geprägt haben."
Zensierte Medien
Dieser alte schwarz-weiß-Fernseher ist immer noch im Gebäude zu sehen, in dem der Prozess gegen die Ceaușescus stattfand. Während der Diktatur gab es nur einen einzigen TV-Sender mit etwa 2 Stunden Sendezeit pro Tag, der die Propaganda des Regimes verbreitete. Die Auslandssender, durch die Anton Roland Laub vom Beginn der Revolution erfuhr, hörte man heimlich.
Ceaușescus Macht schien ungebrochen
Im November 1989, nachdem die Berliner Mauer schon gefallen war, wurde Ceaușescu auf dem 14. Kongress der Kommunistischen Partei Rumäniens offiziell wiedergewählt - natürlich einstimmig. Damals war ein Ende seiner Herrschaft noch kaum vorstellbar.
Umstrittener Prozess, offene Fragen
Hier saßen Nicolae und Elena Ceaușescu während des Prozesses. "Das Dekret zur Einberufung des Gerichts wurde am 27. Dezember unterzeichnet, als das Paar bereits seit zwei Tagen tot war", betont Laub. "Heute verschleiern Gerüchte und Intrigen jene gewalttätigen Tage im Dezember, die immer noch die Frage aufwerfen: War es ein Volksaufstand oder ein inszenierter Staatsstreich?"
"Der ideale Soldat"
Diese kopflose Puppe in der alten Uniform der rumänischen Armee aus der Zeit der kommunistischen Diktatur bezeichnet der Künstler als "idealen Soldaten". 30 Jahre nach der Wende herrsche immer noch "eine Mauer des Schweigens, die die Gerechtigkeit blockiert".
Das angebliche "Genie der Karpaten"
In einem Bücherschrank sind "ausgewählte Werke" Ceaușescus zu sehen, angeblich von ihm selbst verfasst. "Jedoch kursierten Gerüchte, dass sie von Ghostwritern geschrieben wurden, denn Ceaușescu galt als Analphabet, der nicht einmal seine Reden fehlerfrei vorlesen konnte", schreibt Laub als Erläuterung zu diesem Foto. Ironischerweise ließ sich der Diktator als "Genie der Karpaten" bezeichnen.
Die letzten Nächte der Ceaușescus
"Ich bin zwar kein religiöser Mensch, aber was mich auch interessiert hat, war der Kontrast: Dass am ersten Weihnachtstag, sozusagen an einem heiligen Tag, eine Todsünde begangen wurde", sagt Anton Roland Laub. "Warum bekam das Diktatorenpaar keinen zivilisierten Prozess? Den Straßenkämpfen wurde damit kein Ende gesetzt. Im Gegenteil, nach der Hinrichtung stieg die Zahl der Opfer an."
Fehlende Aufarbeitung
Das alte Wappen aus der Ceaușescu-Zeit hängt heute neben dem WC-Eingang im Gebäude in Târgoviște. Die Ereignisse von 1989 sollen erst jetzt in Rumänien vor Gericht aufgearbeitet werden.