Hilfe aus dem All
29. März 2002Das 3,4 Milliarden Euro teure Projekt sieht vor, innerhalb der nächsten sechs Jahre 30 Satelliten in den Himmel zu schießen. Ausgerüstet mit einer Atomuhr, sollen sie ab 2008 Signale zur Erde senden, mittels derer weltweit eine exakte Positions- und Zeitbestimmung möglich sein wird.
Die Idee der Europäer ist nicht neu, denn vergleichbare Systeme gibt es bereits in Rußland und den Vereinigten Staaten. Besonders das amerikanische GPS-System gilt derzeit als das Maß der Dinge in Sachen Satellitennavigation. Die Amerikaner haben bereits angekündigt, in Kürze eine neue GPS-Generation zu installieren, die weiterhin weltweit frei empfangbar sein soll.
Ausschließlich zivile Nutzung
Trotzdem, sagt Gilles Gantelet, Sprecher der EU-Kommission, sei es wichtig für Europa, sich auf lange Sicht unabhängig zu machen von den Amerikanern: "Wir glauben, es ist wichtig für Europa, mit der technologischen Entwicklung weltweit Schritt zu halten. Und deshalb müssen wir unser eigenes System entwickeln. Denn solange wir nicht selber die Kontrolle haben, wissen wir nie, was als nächstes passieren wird."
Mit dieser Haltung ziehen die Europäer ihre Lehren aus dem Kosovo-Krieg. Damals hatten die Amerikaner das GPS-Signal aus strategischen Gründen wiederholt abgeschaltet.
Die Anwendungen dieses zivilen Systems werden vielfältig sein, verspricht auch der deutsche Verkehrsminister Bodewig. Er sei fest davon überzeugt, dass es künftig eine hohe Nachfrage an Nutzungen geben werden: zum Beispiel bei der LKW-Maut, bei der Schiffsidentifikation oder beim Umweltmonitoring.
Gutes hat seinen Preis
Allein die jetzt startende Vorbereitungsphase wird 1,1 Milliarden Euro kosten, die sich die EU und die Europäische Weltraumorganisation ESA je zur Hälfte teilen. Später sollen auch private Investoren beteiligt werden. Für das Jahr 2015 ist sogar geplant, die gesamte Finanzierung in die Hände von privaten Unternehmen zu legen.
Ob dieses Vorhaben gelingt, ist allerdings zur Zeit noch unklar. Zwar haben schon eine ganze Reihe von Unternehmen Interesse an einer Beteiligung an Galileo angemeldet, doch konkrete Finanzierungszusagen gab es bislang nicht.
Minister Bodewig hofft, mit Galileo gutes Geld zu verdienen. Denn auch wenn das Signal selber grundsätzlich kostenlos
empfangbar sein wird - allein die Herstellung und der Vertrieb von Empfangsgeräten wird ein riesiger Markt sein: Die EU-Kommission rechnet mit einem Umsatz von 9 Milliarden Euro jährlich auf dem Geräte- und Dienstleistungsmarkt.
Zusätzlich sollen einer Studie zufolge bis zu 140.000 Arbeitsplätze neu geschaffen werden. Der ganz normale Verbraucher wird übrigens von Galileo nicht so viel mitbekommen: Auto-Navigationssysteme werden ab 2008 zwar auch Galileo-Signale empfangen, aber auch die GPS-Signale auswerten. Mit welchem System der Bordcomputer gerade den Weg zur nächsten Tankstelle berechnet, das wird für den Autofahrer jedoch nicht erkennbar sein.