Hertha BSC verlässt die Abstiegsränge
6. Mai 2021Am Montag beim ersten Corona-Nachholspiel der Hertha beim FSV Mainz 05 hatte er noch eine 100-Prozentige-Torchance und damit einen wichtigen Sieg vergeben. Diesmal machte es Krzysztof Piatek besser: Gegen den SC Freiburg nutzte der Pole in der 13. Spielminute gleich seine erste Möglichkeit und stellte die Weichen auf Heimsieg. Am Ende gewannen die Berliner, bei denen sich die Startformation im Vergleich zum Mainz-Spiel gleich auf neun Positionen verändert hatte, mit 3:0 (2:0). Kurz nach Piatek traf auch Peter Pekarik (22. Minute) und Nemanja Radonjic setze den späten Schlusspunkt (85.).
Piatek: steiler Aufstieg bis zum Hertha-Wechsel
Wichtig für den letztlich verdienten Erfolg, der Hertha BSC in der Tabelle auf Platz 14 nach oben bringt, war aber das frühe Tor Piateks. Das siebte in dieser Saison. Doch sind sieben Treffer aus 30 Spielen nicht ganz die Quote, die man sich in Hertha vom polnischen Torjäger versprochen hatte, als man ihn im Janaur 2020 nach Berlin holte. Zuvor war die Karriere des heute 25-Jährigen steil nach oben verlaufen - bis zu seinem Wechsel zur Hertha.
2018 zog es ihn aus seiner polnischen Heimat, wo er für Cracovia Krakau gespielt hatte, zum CFC Genua in die italienische Serie A. Nach nur sechs Monaten mit 13 Toren in 19 Spielen erreichte Piatek die nächste Stufe auf seiner Karriereleiter: Der AC Mailand verpflichtete ihn, plötzlich war nicht mehr Abstiegskampf sondern das Rennen um die Europapokalplätze angesagt. In der ersten Halbsaison lief es gut für Piatek: neun Tore in 18 Spielen, am Ende Rang fünf.
Auch die zweite Saison begann nicht schlecht, dann aber verpflichtete Milan im Januar 2020 Rückkehrer Zlatan Ibrahimovic, einen Stürmer, dessen Ego wohl noch größer ist, als die umfangreiche Titelsammlung. Piatek bekam es mit der Angst um seine Einsatzzeiten zu tun und ergriff die Flucht. Dankbar nahm er Anfang 2020 das Angebot der Hertha an - warum, verriet er später im Interview mit der polnischen Website "Prwada Futbolu". "Der Grund für meinen Abgang war die Ankunft von Ibrahimovic. Ich konnte mir nicht vorstellen, fünf oder sechs Spiele hintereinander auf der Bank zu sitzen", sagte er.
Angeschlagenes Selbstvertrauen
Piatek ist ein Stürmer, der die Rückendeckung durch den Trainer spüren muss, der auch dann spielen muss, wenn es mal nicht läuft. Setzt man ihn öfter auf die Bank, schwindet sein Selbstvertrauen und damit auch die Qualität seiner Leistungen. Und genau das war das Problem in dieser Saison bei der Hertha. Zwar stand Piatek in allen 30 Spielen auf dem Platz, allerdings wurde er 14 Mal nur eingewechselt und 13 Mal, nachdem er in der Startelf gestanden hatte, ausgewechselt.
Geholfen hat sicher, dass Hertha-Trainer Pal Dardai Piatek nach dessen Fehlschuss in Mainz gleich in Schutz nahm. "Er war nach dem letzten Spiel so traurig und saß in der Kabine", erzählte Dardai nach dem Spiel gegen Freiburg im DAZN-Interview. "Da habe ich gesagt: Vergiss das. Den nächsten machst du rein." Möglicherweise kommt dem Polen aber auch entgegen, dass es wegen der vielen Spiele, die die Hertha nach ihrer 14-tägigen Corona-Quarantäne, nun absolvieren muss, keine Stammelf mehr gibt, sondern Rotation angesagt ist, um Kräfte zu schonen.
Zwar sitzt auch Piatek nun anfangs immer wieder mal auf der Bank oder wird, wie gegen Freiburg, schon nach einer Stunde ausgewechselt. Er kann sich aber damit trösten, dass es aus Gründen der Belastungssteuerung geschieht und nicht, weil er schlecht gespielt hat.