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Literatur

Joanna Bator erhält Hermann-Hesse-Preis

Sabine Peschel epd
7. März 2018

In ihren Romanen vereint sie deutsche und polnische Geschichte, vermengt Reales und Phantastisches. Jetzt wurde die polnische Schriftstellerin Joanna Bator für ihr Werk mit dem Internationalen Hermann-Hesse-Preis geehrt.

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Joanna Bator
Bild: Imago/M. Segerer

Alle zwei Jahre wird der Internationale Hermann-Hesse-Preis vergeben, am 2. Juli, dem Geburtstag von Hermann Hesse (1877-1962). In diesem Jahr geht der Preis nach Polen: Die Schriftstellerin Joanna Bator (Bild) und ihre Übersetzerin Esther Kinsky teilen sich die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung. Verliehen wird sie in der Geburtsstadt des Schriftstellers, Malers und Nobelpreisträgers, in Calw im Nordschwarzwald. 

Buchcover von Joanna Bator "Dunkel, fast Nacht" (Suhrkamp)
2016 war Joanna Bator für den Internationalen Literaturpreis nominiert

Joanna Bator, 1968 geboren, ist eine der wichtigsten polnischen Autorinnen der Gegenwart. Als Kulturanthropologin lebte sie viel im Ausland. Sie publizierte in wichtigen polnischen Zeitungen und Zeitschriften und forschte mehrere Jahre lang in Japan. Inzwischen wohnt sie in der Nähe von Warschau und unterrichtet neben ihrer Autorentätigkeit an einer Hochschule.

Verwobene Geschichte und Geschichten

Mit ihren drei bisher ins Deutsche übersetzten Romanen "Sandberg" (erschienen 2009/in deutscher Sprache 2012), "Wolkenfern" (2010/2013) und "Dunkel, fast Nacht" (2012/2016) hat sie ihren Geburtsort Wałbrzych, das niederschlesische Waldenburg, auf der Landkarte der Weltliteratur etabliert. In der einstigen Bergbaustadt widerstreiten historische Identitäten, deutsche und polnische Geschichte und Geschichten. Bator hat in ihren Romanen eigene Erinnerungen, historisch Überliefertes, Fiktives und Phantastisches so vermengt, dass sie das nationalistische, chauvinistische und fremdenfeindliche Polen schon vorführte, ehe es in der nationalkonservativen Partei PiS manifest wurde.

Fachwerkhäuser in Calw in Baden Württemberg
Zu seiner Heimatstadt Calw hatte Hesse zeitlebens ein zwiespältiges VerhältnisBild: Imago/Westend61

Die deutsche Übersetzung ihres Romans "Sandberg" durch Esther Kinsky machte Joanna Bator weit über Polen hinaus bekannt. Seitdem gilt sie als eine der bedeutendsten neuen Stimmen der europäischen Literatur. Ihr letzter ins Deutsche übersetzte Roman "Dunkel, fast Nacht" erzählt eine unheimliche Familiengeschichte, die auch mit der deutschen Geschichte des schlesischen Landstrichs, in dem der Roman spielt, verwoben ist. Das vielschichtige Buch ist gleichzeitig Schauergeschichte, Liebes-, Historien- und Gegenwartsroman.

Romane mit europäischer Thematik

Die Jury der Hesse-Stiftung würdigte die europäische Thematik von Bators Romanen. Sie verbänden tragische Ereignisse in einer deutsch-polnischen Geschichts-Aufschichtung oft verblüffend mit komischen Episoden. Der nostalgisch-ironischen, spielerischen und poetischen Sprache der Autorin verleihe Kinskys Übersetzung einen "eigenständigen Sprachkosmos". Die Arbeit des Autorin-Übersetzerin-Duos sei ein Glücksfall, urteilte die Jury.

Hermann Hesse (1946)
Hermann Hesse wurde 1946 mit dem Literaturnobelpreis geehrtBild: Imago/United Archives International

Der Hermann-Hesse-Preis zeichnet alle zwei Jahre "eine schriftstellerische Leistung von internationalem Rang in Verbindung mit ihrer Übersetzung" aus. Preisstifter sind der Südwestrundfunk Baden-Baden und die Sparkasse Pforzheim Calw.