"Here I stand …" - Große Luther-Austellungen in den USA
30. Oktober 2016"Here I stand…" (Hier stehe ich) - eines der am meisten verwendeten Lutherzitate und Synonym für den unbeugsamen Willen Martin Luthers, ist das Motto dreier Ausstellungen in den USA, die Einblick in das Leben und Wirken Martin Luthers (1483-1546) geben.
Gezeigt werden überwiegend Exponate aus Deutschland. Eine Schau in New York ist bereits gestartet, diesen Sonntag (30.10.2016) folgt eine weitere im Minneapolis Institute of Art. Eine Ausstellung in Atlanta rundet das Ausstellungskonzept ab.
Jede Menge Lutheraner
Offensichtlich ist der Kirchenreformer als Person heute noch für viele Amerikaner von Bedeutung. Das bestätigt auch einer der Führer in Luthers Geburtshaus in Eisleben: "Die Amerikaner rennen uns die Bude ein", berichtet er. Für US-amerikanische Touristen ist der Besuch deutscher Lutherstätten eine Art Pilgerfahrt zu den Wurzeln ihres Glaubens. Woher rührt dieses Interesse?
Ein paar Zahlen geben darüber Auskunft und lassen zugleich erahnen, welche Strahlkraft Ausstellungen zu Luthers Leben und Wirken möglicherweise in den USA entfalten könnten. Immerhin haben 80 Prozent der heutigen Bevölkerung des Mittleren Westens westeuropäische Wurzeln. Fast zwei Millionen Menschen in Minnesota sind Lutheraner. Das entspricht einem Drittel der gesamten Bevölkerung. In den angrenzenden sieben Bundesstaaten sind es noch einmal fünf Millionen, die sich zur Lutherischen Kirche bekennen. Es gibt lutherische Colleges, Universitäten und rund 300 Schulen. Als Auswanderer haben ihre Vorfahren diesen Glauben im 17., 18. und 19. Jahrhundert mit in ihre neue Welt genommen. So ist es eigentlich nur folgerichtig, dass anlässlich des 500. Jubiläums der Reformation von 1517 Luther nun umgekehrt zu ihnen in die USA kommt.
Bewunderte Originale
"The Morgan Library & Museum", eine der renommiertesten Kulturinstitutionen New Yorks, stellt Luther seit dem 7. Oktober in der Metropole aus. Passend zum Sammlungsschwerpunkt der "Morgan Library" sind hier vor allem Textdokumente aus der frühen Zeit der Reformation zu sehen. Darunter befinden sich kostbare Schätze, etwa "ein handgeschriebener Brief Luthers", berichtet die Kuratorin der Ausstellung, Tomoko Elisabeth Emmerling, stolz. "Er verfasste ihn 1521 auf der Rückfahrt vom Reichstag in Worms, adressiert an Kaiser Karl V." In Worms hatte der Kaiser von Luther den Widerruf seiner 95 Thesen und anderer Schriften gefordert. Warum er das nicht tat, begründet er noch einmal in seinem Brief an den Kaiser.
Dieses wichtige Dokument, gehört seit 2015 zum UNESCO Weltregister "Memory of the world". John Pierpont Morgan, der Begründer des New Yorker Museums, hatte es 1911 für seine Sammlung erworben, es aus Sorge vor Verlust jedoch nie mit in die USA genommen. Nun ist diese originale Lutherschrift zum ersten Mal an ihrem Bestimmungsort zu besichtigen. "Vor allem", so erlebte es die Kuratorin Emmerling aus Halle, "sind die Menschen in den USA fasziniert von der Tatsache, dass noch heute, 500 Jahre später, so viele Gegenstände erhalten sind, die sich unmittelbar mit Luther in Verbindung bringen lassen."
Luther als Mensch
Das Minneapolis Institute of Art, ist eines der zehn größten Kunstmuseen der USA außerhalb New Yorks. Die Lutherausstellung, die hier seit Sonntag geöffnet ist, hat einen Raum den mächtigen Akteuren zu Luthers Zeit gewidmet. Dazu gehören auch Grafen von Mansfeld, in deren Gebiet Luther geboren wurde und von denen Luthers Vater jenes Kupferbergwerk gepachtet hatte, dessen Ertrag der Familie einen gewissen Wohlstand sicherte. Für den kulturhistorischen Kontext werden aber auch Zeugnisse von Unterstützern wie Gegnern Luthers dokumentiert - vom sächsischen Kurfürst Friedrich dem Weisen ebenso wie von Kaiser Karl V.
Zum ersten Mal werden der Öffentlichkeit Funde gezeigt, die vor nicht allzu langer Zeit auf dem Gelände des elterlichen Wohnhauses in Mansfeld gemacht wurden. Außerdem illustrieren Spielzeug, Schreibutensilien, importierte Luxuswaren, Kacheln von einem Prunkofen und der Tisch aus der Lutherstube in Wittenberg den Alltag des Reformators. Sie belegen den gehobenen sozialen Stand der Familie und bringen dem amerikanischen Publikum den Mann der Reformation als Menschen näher.
Kein Luther ohne Cranach
Besondere Hingucker sind die beiden ausgestellten Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren. Sie zeigen Martin Luther und Katharina von Bora. Der frühere Mönch und eine entlaufene Nonne, die das in der römisch-katholischen Kirche bestehende Zölibat gebrochen haben, begründeten durch ihre Heirat eher nebenbei das evangelische Pfarrhaus. Cranachs Gemälde haben so ein weiteres Ergebnis der Reformation in die Öffentlichkeit getragen.
Seinem Ruf als eine der größten kunstpädagogischen Einrichtungen im US-Bundesstaat Minnesota wird das Minneapolis Institut of Art im Fall der Lutherausstellung zusätzlich gerecht: Im November wird es einen Familientag geben, darüber hinaus ein Programm für Teenager und spezielles Material für Lehrer.