Ungewöhnlich, aber nicht ungefährlich
28. Juli 2020Mangelnde Hygiene ist einer der Hauptgründe, warum sich noch immer viele Menschen vor allem in Afrika und Asien mit Hepatitis E anstecken. Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge sind das jährlich bis zu 20 Millionen.
Große Überschwemmungen in der Regenzeit bedeuten ein zusätzliches Gefahrenpotential. Dann kann sich das Virus schnell ausbreiten und zu einer Epidemie führen. Meistens sind es verunreinigte Lebensmittel und verseuchtes Trinkwasser, die zur Infektion mit den Erregern führen.
Ein weiterer Übertragungsweg ist die Schmierinfektion. Dabei werden die Hepatitis-E-Viren über Fäkalien weitergegeben. Sind die mit Viren kontaminiert und gelangen in den Mund, ist eine Infektion so gut wie sicher. Bessere Hygiene ist auch hier angesagt. Dazu gehört vor allem gründliches Händewaschen, damit Stuhl nicht weiter verteilt wird. Der Zugang zu Wasser und Seife aber ist gerade in den ärmeren Gebieten in Afrika und in Asien nicht immer gewährleistet.
Hepatitis E in Europa und Deutschland
Obwohl es für die Menschen in Europa wesentlich einfacher ist, Hygieneregeln zu beachten, gibt es auch hier immer wieder Fälle von Hepatitis E und es werden mehr. Seit 2001 besteht daher in Deutschland eine Meldepflicht für Hepatitis E. Die Zahlen, die die Behörden so ermitteln, zeigen einen starken Anstieg der Infektionen. In Deutschland etwa haben sich die Zahlen zwischen 2013 und 2016 vervierfacht, von etwas weniger als 500 Infizierten auf rund 2000.
Diese Zahlen kommen auch zustande, weil es mittlerweile bessere Testmethoden gibt. Viele Ärzte sind inzwischen für die Erkrankung sensibilisiert und diagnostizieren sie entsprechend häufiger als vor Einführung der Meldepflicht.
Das Schwein als Reservoir
Das wichtigste tierische Reservoir für Hepatitis E in Deutschland und anderen Industrienationen ist das Hausschwein. Aber auch Wildschweine können bei der Übertragung eine - wenn auch geringere - Rolle spielen.
Übertragen wird das Virus hier vor allem durch Schweinefleisch oder Wildfleisch, das nicht genügend gegart ist. Andere Lebensmittel, die aus solchem Fleisch hergestellt sind, können ebenfalls zu Hepatitis E führen. Auch der Verzehr von Muscheln und anderen Meeresfrüchten kann Quelle für eine mögliche Infektion sein.
Experten rufen immer wieder dazu auf, vor allem Fleischprodukte vom Schwein und Innereien ausreichend zu garen. Temperaturen von etwa 70 Grad und darüber töten die Hepatitis-E-Viren ab.
Erste Symptome
Die Inkubationszeit schwankt stark von Person zu Person. Zwischen 15 und 64 Tagen dauert es von der Ansteckung bis hin zu ersten Symptomen. Menschen, die sich mit dem Hepatitis-E-Virus infiziert haben, fühlen sich meist abgeschlagen und müde. Sie haben Gliederschmerzen und Durchfall. Diese Symptome sind nicht besonders spezifisch, können auf verschiedene Erkrankungen hinweisen und dem Arzt so die Diagnose erschweren.
Aber kommt es zu einer Gelbsucht, ist klar, dass es sich um eine Hepatitis-Infektion handelt. Dabei verändern sich das Weiße im Auge und die Farbe der Haut. Beides wird gelblich.
Ein gar nicht harmloses Virus
Menschen, bei denen die Leber durch Medikamente oder Alkohol vorgeschädigt ist, oder Schwangere sind besonders gefährdet. Bei ihnen können sich schwere Entzündungen entwickeln, die im schlimmsten Fall schnell und heftig verlaufen und sogar lebensbedrohlich sein können. Auch Menschen, die wegen einer HIV-Erkrankung Immunsuppressiva nehmen, haben ein höheres Risiko, da ihr Immunsystem dann unterdrückt ist. Bei schweren Verläufen kann Hepatitis E sogar zu akutem und eventuell tödlichem Leberversagen führen.
Eine Impfung gegen die Infektionserkrankung gibt es nicht, aber auf jeden Fall die Möglichkeit, sich an die altbekannte Formel zu halten: "Cook it, peel it, boil it or leave it!" - Brate es, schäle es, koch es oder vergiss es!