Heiliger Zorn über CSU-Äußerungen
19. September 2016Herbe Kritik aus Kirchenkreisen: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat sich von Forderungen der CSU in der Flüchtlingsdebatte distanziert. Er sei "erschrocken und verärgert" über Äußerungen, die nur darauf abzielten, wie Deutschland Flüchtlinge loswerden könne, sagte Marx zum Auftakt der Herbstvollversammlung der katholischen Bischöfe in Fulda. Gemeint ist CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer - er hatte gesagt: "Das Schlimmste ist ein fußballspielender, ministrierender Senegalese. Der ist drei Jahre hier - als Wirtschaftsflüchtling -, den kriegen wir nie wieder los." Marx nannte Äußerungen wie diese "nicht hilfreich für die Integration Hunderttausender Flüchtlinge."
Deutliche Worte gegenüber der CSU fand bislang insbesondere der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Mit ihrer Flüchtlingspolitik betreibe die Partei "das Geschäft mit den Rechtspopulisten von der AfD", sagte er. Der katholische Würzbuger Bischof Friedhelm Hofmann fragte, wo in Scheuers Aussage "noch das Christliche" bleibe. Auch wenn Scheuer jetzt zurückrudere und von einer Zuspitzung spreche: "Welch beleidigendes Denken steckt hinter einer solchen Aussage! Wie wird hier Stimmung gegen junge Flüchtlinge gemacht!"
Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, zeigte sich entsetzt. "So redet man nicht über Menschen", sagte der bayerische Landesbischof. Wenn Flüchtlinge sich durch Fußballspielen oder Mitwirkung in Gottesdiensten am gesellschaftlichen Leben beteiligen, könne man das nur begrüßen. Dass die Asylverfahren so lange dauerten, könne den Flüchtlingen nicht vorgeworfen werden.
Mit Blick auf die politische Debatte warnte Marx davor, Ressentiments gegen andere Kulturen und Religionen zu schüren. Die vielen in Deutschland lebenden Migranten brauchten das Gefühl, willkommen zu sein. Marx appellierte an die Politik, zu einer Sprache zurückzufinden, die sich an den Problemen orientiere. Als "rote Linien" für die Kirche bezeichnete der Münchner Erzbischof, dass jeder Flüchtling, der an die Grenze komme, menschenwürdig behandelt werden und ein faires Verfahren erhalten müsse. Außerdem dürfe niemand in Krieg und Verfolgung zurückgeschickt werden. Zugleich forderte der Kardinal dazu auf, auch die Erfolge bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen zu sehen. "Die Situation ist herausfordernd, aber es ist auch vieles in Gang gekommen", sagte er. Solidarität und Hilfsbereitschaft der Deutschen seien ungebrochen.
Scheuers Äußerungen sind nicht der einzige Anlass für den Zorn der Kirchenmänner: Es geht auch um das CSU-Papier zu Flüchtlingen, das die Forderung nach einer Obergrenze bei der Aufnahme festschreibt, und um die Forderung, bevorzugt Zuwanderer aus dem christlich-abendländischen Kulturraum in Deutschland aufzunehmen.
kkl/rb (KNA/epd)