Heftige Regenfälle: Seen in der Sahara
Normalerweise ist die Sahara einer der trockensten Orte der Erde, doch kürzlich ließ Starkregen Seen in der Wüste entstehen. Das Wasser ist Segen und Fluch zugleich - und ein Zusammenhang mit dem Klimawandel möglich.
Lagune in den Dünen
Keine Fata Morgana: Diese Sanddünen in der Sahara sind tatsächlich teilweise von Wasser bedeckt. Anfang September fegte ein Wirbelsturm über Marokko hinweg, im Süden des Landes gingen sintflutartige Regenfälle nieder. An einigen Stellen waren es mehr als 200 Liter pro Quadratmeter - so viel Regen fällt in der Region sonst in einem Jahr.
Schönes Spektakel
Bis zur Blätterkrone stehen diese Palmen im Wasser. Da trockener Boden nur wenig Wasser aufnehmen kann und es in der Wüste so gut wie keine Vegetation gibt, die das Wasser aufhält, sammeln sich die Niederschläge in Tälern und Senken. So entstehen große, temporäre Seen. Einige haben sogar Namen, so wie der hier zu sehende Yasmina-See in der in der Oasen-Stadt Merzouga.
"Geschenk des Himmels"
Mit dem Auto bis zur Wasserkante: Die überfluteten Wüstenareale sorgen für einen Touristenboom. "Wir sind unglaublich froh über die jüngsten Regenfälle“, sagt Youssef Ait Chiga, ein örtlicher Reiseleiter, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Einheimische und Touristen feiern das Wasser als "Geschenk des Himmels".
Surreale Seen
Aus der Luft betrachtet erinnern die weichen Kurven der temporären Seen an ein Gemälde von Salvador Dalí - und muten inmitten der Wüste ebenso surrealistisch an. Doch tatsächlich ist Starkregen in der Sahara gar keine so große Seltenheit: Die Technische Hochschule Zürich identifizierte allein in den Jahren 2000 bis 2021 rund 42.000 Starkregenereignisse in der größten Wüste der Welt.
Willkommenes Wasser
Ungewöhnlich ist allerdings das Ausmaß der jüngsten Überflutungen: "Es ist dreißig bis fünfzig Jahre her, dass wir so viel Regen in so kurzer Zeit hatten", sagte der marokkanische Metrologe Houssine Youabeb gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Für die Oasen und die dürregeplagte Landwirtschaft Marokkos ist der Regen ein Segen.
Sechs Dürrejahre in Folge
Blaue Punkte im Braun: Ein Satellitenbild zeigt die neu entstandenen Seen. Das Wasser ist willkommen: Der Norden Marokkos kämpft bereits das sechste Jahr in Folge mit einer schweren Dürre, 2023 gingen die Niederschläge um 48 Prozent zurück. Nun füllten die Regenfälle sogar den bis dato ausgetrockneten See Iriqui - zum ersten Mal seit fünfzig Jahren.
Verheerende Flut
Doch die heftigen Regenfälle haben auch eine Kehrseite: Im Süden des Landes sorgten sie für viel Leid, 18 Menschen starben durch die Sturzfluten und Überschwemmungen. Die Niederschläge gingen der marokkanischen Wetterbehörde zufolge auf eine "extrem instabile tropische Luftmasse" zurück.
Klimawandel im Verdacht
"Alles deutet darauf hin, dass dies ein Zeichen des Klimawandels ist", sagte Fatima Driouech, eine marokkanische Klimawissenschaftlerin, gegenüber AFP. Auch die marokkanische Wetterbehörde meldete, dass Starkregenereignisse infolge des Klimawandels immer häufiger auftreten könnten. "Aber es ist zu früh, um das ohne gründliche Studien definitiv zu sagen", betont Driouech.