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Heftige Gefechte

27. November 2006

Kurz vor einem NATO-Gipfel, der sich auch mit dem wachsenden Druck auf die ISAF-Schutztruppe beschäftigt, sind bei schweren Kämpfen und einem Selbstmordanschlag in Afghanistan mehr als 60 Menschen getötet worden.

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Ein Junge in der Provinz Kandahar sieht zwei kanadischen Soldaten hinterher
Ein Junge in der Provinz Kandahar beobachtet eine kanadischen PatrouilleBild: AP

Blutige Bilanz eines Wochenendes: Gefechte in Südafghanistan haben nach Angaben der Internationalen Schutztruppe ISAF vom Sonntag (26.11.2006) 55 radikal-islamische Rebellen und einen ISAF-Soldaten das Leben gekostet.

Zwei weitere ISAF-Soldaten starben am Montag bei einem Selbstmordanschlag in der südafghanischen Stadt Kandahar. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, die Männer seien Kanadier gewesen. Der Attentäter rammte Augenzeugen zufolge mit seinem Auto den NATO-Konvoi auf einer Straße, an der mehrere Regierungsgebäude liegen.

Anschlag in Paktia

Die NATO-geführte ISAF teilte mit, im Distrikt Pandschwai in der Provinz Kandahar sei es zuvor zu mehreren Gefechten gekommen. ISAF-Soldaten seien am Samstag von Rebellen beschossen worden und hätten das Feuer erwidert. Die ISAF habe zudem Luftangriffe geflogen. Fünf Rebellen seien getötet und drei ISAF-Soldaten verletzt worden. Zu Gefechten sei es am Vortag auch in der Provinz Urusgan gekommen. Dort hätten zahlreiche Rebellen ISAF-Truppen angegriffen. Die Soldaten hätten zurückgeschossen, die Schutztruppe habe Luftangriffe geflogen.

Bei einem Selbstmordanschlag in der südostafghanischen Provinz Paktika riss ein Attentäter am Sonntag sieben Zivilisten mit in den Tod, 20 Menschen wurden verletzt. Provinzgouverneur Akram Khepilwak sagte, der Attentäter habe sich in einem Restaurant in der Provinzhauptstadt Urgun in die Luft gesprengt. Die Opfer seien vor allem Mitglieder einer in US-Auftrag arbeitenden Miliz. Ein anwesender Armeekommandeur sei unverletzt geblieben.

"Politische Lösungen"

Die Attentate werfen ein Schlaglicht auf die Lage in Afghanistan, die von eskalierender Gewalt geprägt ist. Die Taliban und mit ihr verbündete Islamisten hatten vor rund einem Jahr ihre Gewaltkampagne mit Selbstmordanschlägen forciert, als US-Generäle den Aufstand schon erlahmen sahen.

Brennpunkt der Gewalt ist Südafghanistan, wo die NATO hohe Verluste zu beklagen hat. Immer wieder sind kanadische und auch US-Soldaten unter den Toten, während die Bundeswehr bei ihrem Einsatz im Norden des Landes weit ruhigere Bedingungen vorfindet. In einem Interview hatte Merkel jüngst eine Verlegung deutscher Soldaten in den Süden indes strikt abgelehnt.

Mit Blick auf den Dienstag beginnenden NATO-Gipfel erklärte Merkel nun in ihrer wöchentlichen Internet-Botschaft am Samstag, die Nato müsse in Afghanistan erfolgreich sein: "Dazu brauchen wir eine gemeinschaftliche Strategie." Neben dem militärischem Engagement seien auch politischen Lösungen nötig. Dies bedeute Entwicklungshilfe und den Aufbau von Institutionen. Merkel zeigte sich zuversichtlich, dass die NATO-Partner beim Treffen im lettischen Riga eine gemeinsame Linie finden würden.

Streit um deutsches Engagement

Der Afghanistan-Einsatz wird eines der Hauptthemen beim NATO-Gipfel am Dienstag und Mittwoch in Riga sein. Um die Lage im unruhigen Süden in den Griff zu bekommen, verlangt Nato-Befehlshaber James Jones mehr Truppen und die Aufhebung nationaler Beschränkungen für den Einsatz der Soldaten, die bereits in Afghanistan sind. Die USA drängen ihre Verbündeten seit längerem, mehr Soldaten in den umkämpften Süden Afghanistans zu entsenden. Dort gewinnen die radikalislamischen Taliban zunehmend an Stärke, wie auch die jüngsten Kämpfe wieder verdeutlichen.

Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung wies Kritik an der Bundeswehr und ihrem Einsatz im Norden Afghanistans scharf zurück. "Ich finde die Diskussion unverschämt, wenn gesagt wird: 'Die trinken Bier und wir müssen kämpfen'. So ist die Lage nicht", sagte Jung am Sonntag bei einer Veranstaltung in Hamburg. Er verwies darauf, dass bei Auslandseinsätzen bisher 64 deutschen Soldaten ums Leben kamen. Der Ruf nach immer mehr Soldaten allein werde die Probleme im umkämpften Süden Afghanistans nicht lösen, warnte Jung. Stattdessen müsse die NATO-Friedenstruppe ISAF sich bemühen, die Menschen für sich zu gewinnen. (stu)