20 Jahre Haft für Mörder von Nemzow
13. Juli 2017Zwischen elf und zwanzig Jahren werden die fünf Angeklagten in Haft verbringen müssen. Dieses Strafmaß hat nun ein Militärgericht in Moskau verkündet, nachdem es die Männer bereits Ende Juni des Mordes an Boris Nemzow für schuldig befunden hatte. Zudem belegte der Richter Juri Schitnikow die Verurteilten mit Geldstrafen von jeweils 100.000 Rubel, knapp 1500 Euro.
Sowohl der Richter als auch die Geschworenen sind überzeugt davon, dass die fünf aus Tschetschenien stammenden Angeklagten den Oppositionellen vor mehr als zwei Jahren in Moskau unweit des Kremls getötet haben.
Saur Dadajew, der Hauptangeklagte, soll den Schuss abgefeuert haben. Die anderen vier Männer seien seine Komplizen gewesen. Sie sollen allerdings nur Auftragsmörder gewesen sein, denen ein Kopfgeld in Höhe von umgerechnet rund 220.000 Euro versprochen worden war. Als mutmaßlicher Drahtzieher gilt der tschetschenische Ex-Offizier Ruslan Muchudinow, der weiterhin auf der Flucht ist.
Angehörige und Freunde kritisieren Ermittler
Für die Familie von Nemzow sind die Hintergründe der Tat trotz des Urteils nicht aufgeklärt. Nemzows Tochter Zhanna Nemzowa, die als Journalistin für die Deutsche Welle (DW) arbeitet, vermutet die Drahtzieher in der tschetschenischen Führung. Ihrer Ansicht nach ist die Ermordung ihres Vaters politisch motiviert. Den Ermittlern und dem Gericht wirft sie vor, diese "offensichtliche Tatsache" nicht anerkannt zu haben.
Diese Sicht teilt auch Ilja Jaschin, ein ehemaliger Weggefährte Nemzows. "Ich bin fast sicher, dass in diesen Fall hochrangige Mitarbeiter der Geheimdienste involviert sind", erklärte er gegenüber der DW.
djo/bri (afp, dpa, dw, rtr)