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Hat der Iran Probleme mit seinen Atomanlagen?

24. November 2010

Im Iran hat es vergangene Woche kurzzeitig einen Ausfall einer Atomanlage gegeben. Das geht aus einem aktuellen Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde hervor. Die iranische Regierung dementiert jedoch Probleme.

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Urananreicherungsanlage in Isfahan (Foto: AP)
Urananreicherungsanlage in IsfahanBild: AP

Die Urananreicherungsanlage in Natans, Iran, hat mindestens am 16. November 2010 überhaupt kein Uran produziert. Entsprechende Informationen hat die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) am Dienstag (23.11.2010) in einem aktuellen Bericht ihren Mitgliedsstaaten vorgelegt. Wie lange der Ausfall dauerte, sei jedoch nicht bekannt, weil nicht täglich Inspektoren vor Ort seien, erklärte ein mit IAEA-Belangen vertrauter Diplomat.

Auch über Gründe für den Stopp der Urananreicherung lässt sich nur spekulieren. Bereits vor der Veröffentlichung des Berichts kursierten Gerüchte, dass der Computervirus Stuxnet schwere Schäden in den iranischen Nuklearanlagen verursacht haben könne.

Ali Akbar Salehi, Chef der iranischen Atomenergiebehörde (Foto: ISNA)
Laut Ali-Akbar Salehi, iranischer Atomchef, gibt es keine technischen ProblemeBild: ISNA

Ein Dementi aus dem Iran folgte prompt. Es gebe keinerlei technische Probleme in den Nuklearanlagen, sagte der Leiter des iranischen Atomprogramms Ali-Akbar Salehi. "Eine der Anreicherungsanlagen dient ja stets dazu, die Zentrifugen je nach Bedarf zu reparieren, testen oder umzuinstallieren, und das ist kein Problem, sondern ein ganz normaler und natürlicher Vorgang", gab Salehi gegenüber der iranischen Nachrichtenagentur ISNA an. Zurzeit sei keine einzige Anlage im Iran von dem Computerwurm befallen. Im vergangenen Jahr habe es zwar Angriffe von Stuxnet gegeben, diese seien jedoch schon damals von iranischen Experten neutralisiert worden.

Unbekannte Urheber

Die US-Computersicherheitsfirma Symantec erklärte vergangene Woche, Stuxnet sei womöglich speziell dazu entwickelt worden, die Motoren der Gaszentrifugen für die Urananreicherung lahm zu legen. Daraufhin wurden Vermutungen laut, der Computerwurm sei eigens dazu konzipiert worden, das iranische Atomprogramm außer Gefecht zu setzen. Nach Experteninformationen hatte das Virus in der Vergangenheit im Iran mehr als 30.000 Rechner beschädigt und Kontrollsysteme von Industrieanlagen angegriffen. Iranische Behörden bestritten allerdings, dass das Atomprogramm des Landes betroffen war. Als Urheber von Stuxnet gerieten die USA und Israel ins Visier. Wer Stuxnet wirklich programmiert und in Umlauf gebracht hat, ist zwar weiter unbekannt. Der große Aufwand, der zur Entwicklung einer solchen "digitalen Erstschlagwaffe" notwendig war, deutet nach Ansicht von Experten jedoch darauf hin, dass ein Geheimdienst dahinterstecken könnte.

Stuxnet hatte in den vergangenen Monaten gezielt Kontrollsysteme der Firma Siemens angegriffen, die zur Steuerung von Industrieanlagen, Kraftwerken und Ölpipelines dienen. Die ersten infizierten Rechner wurden aus dem Iran gemeldet, weitere gab es unter anderem in Großbritannien, Indien, den USA und auch in Deutschland.

Irans Pläne mit Uran

Irans Präsident Ahmadinejad mit Experten bei Uran-Zentrifugen (Foto: picture-alliance / dpa)
Irans Präsident besichtigt mit Experten die Atomanlage NatansBild: picture-alliance/ dpa

Seit Anfang 2010 reichert der Iran Uran an, das offiziell ausschließlich zu friedlichen Zwecken wie Forschung und Stromgewinnung genutzt werden soll. Die internationale Gemeinschaft fürchtet jedoch, das Land arbeite im Geheimen am Bau einer Atomwaffe. Um Uran waffenfähig zu machen, ist ein Anreicherungsgrad von 80 bis 90 Prozent nötig, der Iran reichert 20 Prozent an.

Nichtsdestotrotz haben auch die Atomwächter in Wien Zweifel an den friedlichen Absichten des Iran, da die Zusammenarbeit seitens Teheran sehr zögerlich sei. "Es ist essentiell, dass der Iran bei diesen Themen mit der IAEA zusammenarbeitet und ihr ohne weitere Verzögerung den Zugang zu wichtigen Anlagen, Maschinen und Dokumenten verschafft und ihr erlaubt, alle relevanten Personen zu befragen", mahnt auch der jüngste IAEA-Report.

Am 5. Dezember ist ein Treffen des Iran mit fünf ständigen Mitgliedern des UNO-Sicherheitsrats plus Deutschland geplant. Dabei soll unter anderem über das Atomprogramm gesprochen werden.

Autorin: Carolin Hebig / Theresa Tropper (dpa / AFPD)
Redaktion: Thomas Latschan