Dieselmanipulation auch bei Opel?
23. Oktober 2015Im Zusammenhang mit dem VW-Abgasskandal verfolgt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Auffälligkeiten bei den Abgaswerten auch bei anderen Automarken. Von der Abgasprüfstelle der Berner Fachhochschule ließ sie jetzt einen Opel Zafira 1.6 CDTi mit 6000 Kilometer Laufleistung testen.
Nur saubere Abgaswerte im alten Testzyklus?
Im Berner Abgasprüfbericht gibt es einige Auffälligkeiten beim Opel Zafira, die Umwelt- und Autoexperten aufhorchen lassen: Zum einen stellten die Prüfer bei den genaueren Laboruntersuchung fest, dass in bestimmten Fahrsituationen die Emissionen von Stickoxiden (NOx) beim Opel Zafira bis zu 17-fach höher liegen als es der Euro 6 Grenzwert erlaubt.
Eingehalten wurden die Grenzwerte für den Ausstoß von Stickoxiden jedoch dann, wenn die Hinterräder des Fahrzeugs im Labor stillstanden und sich nur die Vorderräder drehten. Ließen die Prüfer zugleich aber auch die Hinterräder mitdrehen, so wie im Normalbetrieb auf der Straße, dann zeigte das Fahrzeug ein anderes Abgasverhalten.
Auch testeten die Prüfer das Fahrzeug bei einer Geschwindigkeit von 150 km/h. In dem bisher üblichen alten Messzyklus (NEFZ) beträgt die Messgeschwindkeit maximal 120 km/h. Bei der kontinuierlichen Erhöhung der Testgeschwindigkeit auf 150 km/h stellten die Prüfer einen "schlagartig Anstieg der Emissionen von Stickoxiden fest, der die Messskala des Analysengerätes überschritt", berichtet die DUH. Verantwortlich für das Abgasverhalten "könnte eine Abschalteinrichtung der AdBlue-Dosierung sein", heißt es dazu im Berner Prüfgutachten.
Eine solche Software zur Abschaltung der Abgasreinigung wäre verboten und wird von der Automobilindustrie selbst scharf kritisiert. Im Fall von VW hatte diese zum großen Skandal geführt. Für den internationalen Abgasexperten Axel Friedrich sind die Messdaten äußerst auffällig: "Ich habe keine normale, technisch plausible Erklärung für das Abgasverhalten des Opelfahrzeugs."
Gezielte Prüfung
Die DUH plant Fahrzeuge verschiedener Hersteller in den nächsten Monaten gezielt nachzuprüfen. Dass jetzt der Opel-Zafira als erstes Fahrzeug auf den Prüfstand kam, ist kein Zufall. "Wir haben bei diesem Fahrzeug besonders detaillierte Hinweise auf Unstimmigkeiten bei der Abgasreinigung erhalten", sagt DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch.
Die Adam Opel AG wies die Darstellung der Umwelthilfe in scharfer Form zurück. Von General Motors entwickelte Software habe "keine Features, die feststellen, ob das Fahrzeug einem Emissionstest unterzogen wird“. Die Ergebnisse des Zafira-Tests seien für Opel nicht nachvollziehbar. Eigene Tests hätten keine Überschreitungen der gesetzlichen Vorgaben ergeben. Opel erklärte weiter: "Die Anschuldigungen sind eindeutig falsch und unbegründet."