MWC Barcelona: Harter Kampf um Marktanteile
25. Februar 2013Woran denkt man, wenn man an Smartphones denkt? Dass diese kleinen, mobilen Computer vor fünf Jahren praktisch noch keine Rolle spielten und niemand glaubte, so etwas gebrauchen zu können. Und heute: 1,6 Milliarden Menschen nutzen bereits solch einen Alleskönner für die Hosentasche. In diesem Jahr dürften erstmals rund eine Milliarde Smartphones verkauft werden - jedes zweite verkaufte Mobiltelefon wäre dann ein Computer-Handy. Und natürlich denkt man an die Platzhirsche unter den Geräteherstellern: Apple, die dem Smartphone zum Durchbruch verholfen haben. Und Samsung: Die Koreaner verkaufen mittlerweile jedes dritte Smartphone. Auf den meisten Geräten, nämlich 70 Prozent, läuft das Betriebssystem Android von Google, Apple hält 20 Prozent, den kleinen Rest teilen sich Blackberry und Microsofts Windows Phone.
Nokias Comeback?
Wie rasant sich die Branche verändert, kann man am Beispiel des finnischen Handy-Herstellers Nokia sehen. Noch vor kurzem unangefochtener Weltmarktführer bei Handys, kämpfen die Finnen heute ums Überleben - sie hatten die Smartphone-Trends schlicht verschlafen. Vor zwei Jahren verkündete der neue Chef Stephen Elop in Barcelona mit dem Mut der Verzweiflung einen knallharten Strategieschwenk, entließ 13.000 Mitarbeiter. Mit dem Smartphone namens Lumia und Microsofts Betriebssystem Windows Phone 8 sollte die Wende gelingen.
Noch sind die Marktanteile bescheiden, aber Nokia, so Elop am Montag (25.02.2013) auf dem MWC in Barcelona, sei zurück im Ring. In den letzten zwei Jahren sei nicht alles einfach gewesen. "Aber wir haben an unserer Strategie festgehalten - und diese Strategie heißt: Den Menschen in aller Welt tolle mobile Produkte zu bieten. Das waren zwei verrückte und dynamische Jahre - und ich bin sehr stolz auf mein Team, das hart gearbeitet hat, um das Unternehmen umzuwandeln, ja eine Legende neu zu erfinden."
Mit Kampfpreisen will Nokia nun Marktanteile zurückgewinnen. Für Schwellen- und Entwicklungsländer beispielsweise mit einem Einsteiger-Handy (Nokia 105) für unglaubliche 15 Euro. Und auch bei der Smartphone-Reihe Lumia soll es deutlich preiswertere Einstiegsmodelle geben, das Lumia 520 zum Beispiel soll in Deutschland schon für 199 Euro zu haben sein.
Konkurrenz für Apple und Samsung?
Die Messestände in Barcelona sind prunkvoll, Samsungs Showroom würde jeder Automesse Ehre machen. Apple freilich fehlt wie immer, aber das könnte sich irgendwann rächen: Denn die Konkurrenz aus Asien wird immer mächtiger. Die Auftritte von ZTE und Huawei aus China oder von LG aus Korea und HTC aus Taiwan unterscheiden sich kaum von Samsung, die Geräte können von Qualität und Leistung locker mithalten. Der Kampf im Smartphone- und Tablet-Markt wird also härter, die Zahl der Spieler größer. Stattfinden wird dieser Kampf vor allem auf den Märkten in Asien, Lateinamerika und Afrika.
Konkurrenz auch anderswo
Aber es geht nicht nur um Hardware. Auf dem Markt für Betriebssysteme tummelt sich nunmehr neben Apple, Google und Microsoft auch die Mozilla-Stiftung, bekannt durch ihren freien Internet-Browser Firefox. In Barcelona gab Mozilla den Startschuss für Firefox OS, mit dessen Hilfe man günstige Smartphones auf den Markt bringen will. "Die meisten der nächsten zwei Milliarden Menschen, die online gehen werden, kommen aus Entwicklungsländern. Und die meisten da haben noch kein Smartphone. Und da ist das Ziel für Firefox OS: Dort wird das Wachstum sein", sagt Mozilla-Chef Gary Kovacs.
Mitgeholfen bei der Entwicklung hat unter anderem die Deutsche Telekom. Europas größter Telekommunikationskonzern will mit dem Hersteller Alcatel im Sommer ein entsprechendes Gerät zunächst in Polen auf den Markt bringen. "Mit diesem System werden preisgünstige Smartphones auf den Markt kommen", sagt Telekom-Chef Rene Obermann. Dadurch werde der Markt größer. "Wir erreichen Menschen, die weniger Einkommen haben. Gerade in unseren osteuropäischen Märkten ist das wichtig: Das ist schon Zweck genug, da mitzumachen."
Mozilla-Chef Kovacs ist ebenso optimistisch, den Platzhirschen Apple und Google die Stirn bieten zu können. Vor zehn Jahren, so sagt er, beherrschte Microsofts Explorer den Markt für Internet-Browser nahezu alleine. Mittlerweile teilten sich drei Anbieter den Markt: Microsoft, Google mit dem Chrome-Browser und Mozillas Firefox. Warum, so fragt er, soll sich das bei Smartphone-Betriebssystemen nicht wiederholen? Und wer weiß schon, was in dieser rasanten Branche in zehn Jahren sein wird?