Hanoi fiebert dem Gipfel entgegen
26. Februar 2019Die Chinesen haben schon mal eine Idee: Donald Trump und Kim Jong Un sollten sich bei ihrem Gipfel in Hanoi "auf halbem Wege treffen und die angemessenen Besorgnisse des jeweils anderen in Betracht ziehen". China hoffe, das zweite Treffen der beiden Staatsmänner werde erfolgreich und führe zu bedeutenden Fortschritten in Richtung "Denuklearisierung" sowie zu Frieden und Stabilität auf der koreanischen Halbinsel, sagte der chinesische Außenamtssprecher Lu Kang in Peking.
Russland fordert derweil Sicherheitsgarantien von Washington für einen Verzicht Pjöngjangs auf Atomwaffen. Zudem brauche Nordkorea auch einen nachlassenden wirtschaftlichen Druck, sagte der Chef des russischen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew, der Zeitung "Argumenty i Fakty". Der frühere Geheimdienstchef sagte auch, dass Trumps Entschlossenheit und Beharrlichkeit in der Frage einen gewissen Optimismus erlaubten.
Hanoi steht Kopf
Nach mehr als 20 Stunden Flug ist der US-Präsident am Dienstagabend um 20.54 Uhr (Ortszeit) in der vietnamesischen Hauptstadt eingetroffen. Die Präsidentenmaschine Air Force One hatte auf dem Weg Tankstopps in Großbritannien und in Katar eingelegt. Nach seiner Ankunft bedankte er sich auf Twitter für den "großartigen Empfang in Hanoi. Gewaltige Menschenmengen, und so viel Liebe!"
Nordkoreas Machthaber war bereits am Morgen mit seinem kugelsicheren grünen Sonderzug eingetroffen. Er hatte 66 Stunden für die rund 4000 Kilometer lange Zugstrecke benötigt. Auf seiner Fahrt durch Hanoi in einer gepanzerten Limousine wurde Kim Jong Un gefeiert wie ein Popstar.
Acht Monate nach ihrem historischen Gipfel in Singapur wollen Trump und Kim bei ihrem zweiten Treffen in Vietnam über einen Fahrplan für Frieden und Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel sprechen. Trumps Ziel ist die atomare Abrüstung Nordkoreas. Im Gegenzug stellt der US-Präsident eine wirtschaftliche Entwicklung des verarmten und international isolierten Landes in Aussicht.
Den Krieg beenden? Oder vielleicht mal Begriffe klären?
Zu welchen Ergebnisse dieser Gipfel tatsächlich führen könnte, ist indes völlig offen. Denkbar wäre, dass beide Seiten den Koreakrieg von 1950 bis 1953 nun doch für beendet erklären - als ersten, symbolischen Schritt auf dem Weg zu einem Friedensvertrag. In Singapur hatte Kim seine grundsätzliche Bereitschaft zur "vollständigen Denuklearisierung" erklärt. Er gab aber keine konkreten Zusagen, bis wann Nordkorea sein Atomwaffen- und Raketenarsenal abrüsten will. Und aus dem Weißen Haus hatte es zuletzt geheißen, bislang gebe es überhaupt kein gemeinsames Verständnis mit der nordkoreanischen Seite darüber, "was Denuklearisierung ist".
US-Außenminister Mike Pompeo nannte den bevorstehenden Gipfel eine "wichtige Gelegenheit", um auf den Ergebnissen des ersten Treffens in Singapur aufzubauen. Pompeo sprach in Hanoi von verbesserten Beziehungen, dauerhaftem Frieden und "vollständiger Denuklearisierung" Nordkoreas - was immer das auch heißen mag. Der Präsident jedenfalls hat vor seiner Abreise in gewohnter Manier einen "sehr enormen Gipfel" angekündigt.
rb/uh (afp, ap, dpa, rtr)