Hannover Messe erstmals nur online
12. April 2021Leitthema der Messe ist in diesem Jahr "Industrial Transformation". Aussteller und Vordenker der Industrie präsentieren ihre Technologien und Ideen für die Fabriken, Energiesysteme und Lieferketten der Zukunft. Dabei sollen besonders Beiträge für mehr Energieeffizienz - und damit weniger Belastung für das Klima - gezeigt werden.
Außerdem gibt es wirtschaftspolitische Runden, Fachvorträge und Podiumsdiskussionen.
Im vergangenen Jahr war die Messe wegen der Corona-Pandemie zunächst verschoben und dann ganz abgesagt worden - das erste Mal in der über 70-jährigen Geschichte der Veranstaltung.
Modell für die Zukunft?
Nun findet die Messe als reines Digitalformat statt. Mit Online-Präsentationen, Livestreams der Aussteller, zahlreichen Videokonferenzen und einem neuen Vernetzungs-Tool sollen auch die Grundlagen für ein "Hybridmodell" in der Zeit nach der Pandemie gelegt werden.
Mehr als 1800 Aussteller präsentieren vom 12. bis 16. April ihre Ideen für die Fabriken und Energiesysteme der Zukunft - darunter sind rund 600 aus Deutschland und rund 500 Neuaussteller. Messe-Chef Jochen Köckler sagte, er erwarte "viele Zehntausend Besucher, hoffentlich 100.000" - allerdings digital.
In Livestreams und vorproduzierten Videos werden rund 7000 Produkte und knapp 400 Forschungs- und Entwicklungsprojekte vorgestellt. Chats und Videokonferenzen sollen den persönlichen Austausch ermöglichen.
Politische Impulse kommen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (beide CDU) sowie dem Präsident des Gastlandes Indonesien, Joko Widodo. Für Freitag ist der Karrierekongress "Women Power" geplant.
Optimismus in der Industrie...
Die deutsche Industrie hebt ungeachtet der anhaltenden Corona-Pandemie bei wichtigen Handelspartnern ihre Exportprognose für 2021 an. Die Ausfuhren sollen um 8,5 Prozent zulegen, sagte Industriepräsident Siegfried Russwurm am Montag auf einer Pressekonferenz zum Auftakt der Messe.
Bisher war der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) nur von sechs Prozent ausgegangen, nachdem die Ausfuhren im vorigen Jahr um 9,3 Prozent gefallen waren.
Nordamerika und Asien brächten die Weltwirtschaft wieder auf Trab. Das billionenschwere Konjunkturprogramm von US-Präsident Joe Biden sorge für einen zusätzlichen Schub für die Weltwirtschaft.
"Für die Industrieproduktion erwarten wir ein kräftiges Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr", sagte der BDI-Präsident. Im Vorjahr war sie um 9,8 Prozent eingebrochen. "Die Industrie ist derzeit der Stabilitätsanker der deutschen Wirtschaft", sagte Russwurm. "Sie trägt maßgeblich die wirtschaftliche Erholung." Die Auftragseingänge lägen bereits über Vorjahres- und sogar Vorkrisen-Niveau.
... und im Maschinenbau
Auch von den Maschinenbauern kommen positive Signale. Ihr Branchenverband VDMA hob zum zweiten Mal binnen weniger Monate seine Produktionsprognose für das laufende Jahr an.
"Wir erhöhen unsere bisherige Prognose um drei Prozentpunkte und erwarten nun für 2021 ein reales Produktionswachstum von sieben Prozent", sagte VDMA-Präsident Karl Haeusgen bei einer Online-Pressekonferenz zum Messeauftakt. Insbesondere die Aussichten für weiteres Wachstum in China und anderen asiatischen Ländern sowie den USA seien gut. Im Dezember hatte die Branche den Ausblick bereits auf vier Prozent angehoben.
Erst am Donnerstag hatte der Verband die Auftragseingänge für Februar vorgelegt. Mit einem Plus von zwölf Prozent konnten die Anlagenbauer erstmals seit Oktober 2018 wieder zweistellig wachsen - jedoch in erster Linie durch die Nachfrage jenseits des Heimatmarkts.
Mehr Roboter
Die digitale Ausgabe der Messe ist allerdings nicht als Dauerlösung vorgesehen. "Ich hoffe sehr, dass wir uns in genau einem Jahr hier in Hannover treffen", sagte Köckler. Geplant sei dann eine hybride
Messe, die ein volles Messegelände und digitale Formate vereine.
Das Statistische Bundesamt teilte zum Messeauftakt mit, dass fast jeder fünfte Industriebetrieb in Deutschland (19 Prozent) Roboter für Produktions- oder Serviceaufgaben einsetzt, ein Anstieg von drei Prozentpunkten seit der letzten Erhebung im Jahr 2018. In der Gesamtwirtschaft kommen Roboter nur in 6 Prozent der Betriebe zum Einsatz.
bea/hb (dpa, reuters, afp)