Hannover 96: Bewerbung um den Abstiegskampf
30. September 2018Nein, Niclas Füllkrug war in der Halbzeitpause nicht aus Frust in der Umkleidekabine geblieben. Der Angreifer war Mitte der ersten Hälfte nach einem Laufduell mit Marco Russ umgeknickt und konnte die restlichen Minuten nur noch unter Schmerzen weitermachen. Am 1:4 bei der Frankfurter Eintracht konnte der 25-Jährige nichts mehr ändern. Zur Pause stand es bereits 0:2 gegen 96. Es war die vierte Pleite in Folge.
Zum Auftakt der Saison hatte die Mannschaft von Trainer André Breitenreiter noch recht ordentlich agiert. GegenBorussia Dortmund und Werder Bremen konnten sie jeweils einen Punkt gewinnen. Das war es dann aber auch schon.
Tiefpunkt der Saison
Danach waren die Partien der Niedersachsen zwar umkämpft und eng. Am Ende ging das Breitenreiter-Team aber stets als Verlierer vom Platz. Mal hatten sie unter einer unberechtigten Roten Karte zu leiden (gegen Nürnberg). Mal leisteten sie sich eine ganz schwache erste Halbzeit (gegen Hoffenheim). Mal waren waren sie aber auch das unglücklichere Team (gegen Leipzig). Alle Ergebnisse und Leistungen waren von Seiten der Verantwortlichen irgendwie erklärbar.
Die Partie gegen die Frankfurter war der bisherige Tiefpunkt dieser Saison. "Das war eine Rückkehr zum Vergessen", sagte 96-Mittelfeldspieler Pirmin Schwegler, der einst für die Eintracht kickte. Für die Anhänger des Klubs dürften die 90 Minuten in Frankfurt schlimmste Befürchtungen wecken und die Frage aufwerfen, ob der Abstiegskampf nach nun erst sieben Spieltagen überhaupt noch zu vermeiden ist. Das Team zeigte über die gesamte Spielzeit einen blutleeren, uninspirierten und geradezu erschreckenden Auftritt. Ein durchdachtes Offensivspiel war schlichtweg nicht vorhanden. Füllkrug hing als einzige Spitze vollständig in der Luft und hätte sich den Nachmittag auch frei nehmen können.
Ideenlose Niedersachsen
Und in der Abwehr agierten unter anderem Felipe, Waldemar Anton, Oliver Sorg und Julian Korb im Zweikampf so fahrlässig und sorglos, dass Evan Ndicka (36.) und Ante Rebic (45.) sich mit robustem körperlichem Einsatz nahezu mühelos durchsetzen und treffen konnten. Auch beim 3:0 nach 59 Minuten durch Jonathan de Guzman hatte Rebic seine Körperlichkeit eingesetzt und perfekt für den Teamkollegen vorbereitet.
Die Hannoveraner agierten meist vollständig ohne eine Idee, wie sie überhaupt in die Nähe des gegnerischen Tores vordringen sollten. Die ernüchternde Bilanz von 96: Das Team brachte über 90 Minuten lediglich einen Torschuss zustande. Vier Minuten vor dem Ende erzielte Florent Muslija den bedeutungslosen Anschlusstreffer gegen die aufgrund nahezu durchgehender Beschäftigungslosigkeit etwas unkonzentrierter agierende Eintracht-Defensive.
Den Treffer zum auch in dieser Höhe verdienten 4:1 für Frankfurt erzielte in der 90 Minute Luka Jovic - das Rundum-Debakel für Hannover war damit perfekt. Zwei Punkte und 5:13 Tore nach sechs Partien dürften selbst die kühnsten Optimisten schocken. Alles andere als Abstiegskampf dürften die Anhänger des Klubs in dieser Saison nicht mehr zu sehen bekommen.