Haftbefehl nach Tötung in Chemnitz
27. August 2018Wie die Staatsanwaltschaft Chemnitz mitteilte, sind der 23-jährige Syrer und der 22-jährige Iraker "dringend verdächtig", in der Nacht zum Sonntag nach einem Streit ohne Grund mehrfach mit einem Messer auf den 35-jährigen Deutschen eingestochen zu haben. Das Opfer erlag kurz darauf im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.
Die beiden Tatverdächtigen waren bereits am Sonntag vorläufig festgenommen worden, nachdem sie zunächst vom Tatort geflüchtet waren. Sie wurden einem Haftrichter vorgeführt und befinden sich nun in Untersuchungshaft.
Genauer Tathergang noch unklar
Die Ermittlungen zum Tatmotiv, zum genauen Ablauf der Auseinandersetzung und zur Tatwaffe hat inzwischen die Generalstaatsanwaltschaft in Dresden übernommen. Sachsens Justizminister Sebastian Gemkow sagte, für solche Verfahren sei die Sondereinheit "Zentralstelle Extremismus Sachsen" eingerichtet worden. Die Polizei dementiert derweil Gerüchte über einen zweiten Todesfall. Zuvor hatte sie bereits Spekulationen zurückgewiesen, wonach der Auseinandersetzung die Belästigung einer Frau vorausgegangen sein soll.
Nach dem Tod des 35-Jährigen waren am Sonntag in der sächsischen Stadt hunderte Menschen, darunter auch Rechtsextreme, auf die Straße gegangen. Dabei soll es auch Jagdszenen auf Ausländer gegeben haben. Teilnehmer der Proteste bewarfen die Polizei mit Flaschen. Die Bundesregierung verurteilte "Hetzjagden" auf Ausländer scharf. Derartige "Zusammenrottungen" und "Hetzjagden auf Menschen anderen Aussehens" seien nicht hinnehmbar, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin.
Die Chemnitzer Polizei konnte den Demonstrationszug am Sonntag nach eigenen Angaben nicht stoppen und forderte Verstärkung aus Leipzig und Dresden an. Für Montagabend haben mehrere rechts- und linksgerichtete Gruppen weitere Kundgebungen in Chemnitz angekündigt.
Neue Dimension der Gewalt
Der sächsische Innenminister Roland Wöller (CDU) rief zur Besonnenheit auf. Vor Journalisten in Chemnitz sprach er von einer "neuen Dimension der Gewalt", der sich der Freistaat Sachsen mit allen Mitteln des Rechtsstaates entgegenstellen werde. Zugleich warnte er vor Spekulationen, Falschmeldungen und "regelrechten Lügen", die im Netz kursierten. "Ich kann uns alle nur bitten, Ermittlungsergebnisse abzuwarten und dann entsprechende Konsequenzen zu ziehen", sagte Wöller.
uh/rb (dpa, afp, rtr)