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Hacker-Krieg um Wikileaks

9. Dezember 2010

Der Druck auf Wikileaks wächst, aber nun schlagen Anhänger der Enthüllungs-Seite zurück: Nach Mastercard haben Hacker auch die Webseite von Visa lahmgelegt. Beide hatten zuvor Spenden an Wikileaks blockiert.

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Symbolbild Computer (Foto: BILDERBOX.COM)
Die Cyber-Angriffswelle rolltBild: BilderBox

Der Streit um Wikileaks eskaliert. Anhänger der Internet-Enthüllungsplattform haben mehrere Hacker-Attacken auf Kreditkarteninstitute, Banken und Internetunternehmen gestartet. Am Mittwochabend (08.12.2010) traf es das Kreditkarteninstitut Visa, dessen Seite Visa.com um 22 Uhr (MEZ) plötzlich nicht mehr erreichbar war.

DDOS-Angriffe

Zeitungen (Foto: AP)
Die Wikileaks-Enthüllungen sorgen für großes AufsehenBild: AP

Wikileaks sorgt seit Tagen durch die Veröffentlichung von internen Dokumenten des US-Außenministeriums für Schlagzeilen. Das Enthüllungsportal finanziert sich über Spenden. Visa hatte wie auch Mastercard alle Kreditkartenüberweisungen an Wikileaks gestoppt. Zur Begründung teilte das Unternehmen mit, es müsse geprüft werden, ob Wikileaks gegen Gesetze oder die Bestimmungen von Visa verstößt. Auch die Mastercard-Seite im Netz war am Mittwoch über Stunden nicht erreichbar.

Dass der Cyber-Angriff auf Visa gelang, ist insofern überraschend, als die Attacke erwartet worden war. Eine Aktivistengruppe namens "Anonymous" (Anonym) hatte sogar kurz zuvor öffentlich im Kurzbotschaftenportal Twitter das Startsignal für den Cyber-Angriff gegeben. Lahmgelegt wurde die Internet-Seite mit sogenannten DDOS-Angriffen ("Distributed Denial of Service"), bei denen der Server mit Unmengen von Daten geflutet und dadurch blockiert wird. Im Online-Chat mit der Nachrichtenagentur AFP erklärten die Hacker von "Anonymous", die Angriffe würden ausgedehnt auf alle, die feindlich gegenüber Wikileaks eingestellt sind.

Weitere Cyber-Attacken

Piratenpartei (Foto: AP)
Die Schweizer Piratenpartei gewährte Wikileaks AsylBild: AP

Auch die Festnahme des Mitbegründers von Wikileaks, Julian Assange, erregt die Internet-Aktivisten. Und so wurde die Website des schwedischen Anwalts in dem Strafverfahren gegen Assange genauso attackiert wie die der schwedischen Staatsanwaltschaft, die ihn wegen mutmaßlicher Vergewaltigung hat verhaften lassen.

Ziel einer Cyber-Attacke wurde auch die Schweizer Postbank Postfinance, die Assanges Konto gesperrt hatte, und das US-Internet-Bezahlsystem Paypal, das Überweisungen an Wikileaks inzwischen boykottiert. Auch die umstrittene frühere republikanische Präsidentschaftskandidatin Sarah Palin wurde Ziel von Hackerangriffen. Ihre Internetseite war teilweise nicht erreichbar, auch die Kreditkartenkonten von Palin und ihrem Mann wurden attackiert, berichtete der US-Sender ABC News.

Weitere Enthüllungen

Assange (Foto: dpa)
Verhaftet: Julian AssangeBild: Picture alliance/dpa

Unterdessen hat Wikileaks weitere US-Dokumente veröffentlicht. "Wir lassen uns keinen Maulkorb verpassen, weder durch rechtliche Schritte noch durch gemeinschaftliche Zensur", sagte Wikileaks-Sprecher Kristinn Hrafnsson.

Und die kalifornische Universitätsstadt Berkely will den mutmaßlichen Informanten ehren, der die Regierungsdokumente an Wikileaks weitergegeben haben soll. In einer Resolution, über die der Stadtrat kommenden Dienstag abstimmen könnte, soll Bradley Manning zum Volkshelden erklärt und seine Freilassung gefordert werden. Er sitzt zurzeit im US-Staat Virginia in einem Militärgefängnis.

Autor: Dirk Eckert (afp, dpa)

Redaktion: Siegfried Scheithauer