"Göttliche Welten" - Glaubensbilder aus aller Welt
Viertausend Jahre Menschheitsgeschichte: Das Deutsche Keramikmuseum Hetjens zeigt in einer Schau kultische und religiöse Objekte aus diversen Regionen.
Zikkuratsstifte aus Mesopotamien
Das älteste Objekt der Schau stammt aus dem Zweistromland Mesopotamien. Einem der wichtigsten Götter des Landes, Ningirsu, war im 2. Jahrtausend v. Chr. ein Tempel gewidmet worden. Eine sogenannte Zikkurat. Abbgebildet sind zwei Baunägel aus Terrakotta. Diese "Zikkuratsstifte" informieren ähnlich dem heutigen Grundstein in eingedrückter Keilschrift über den Stifter und Stiftungssinn des Tempels.
Uschebti aus dem Alten Ägypten
Keinen Gott, sondern die Helferfigur eines hochrangigen Verstorbenen verkörpert diese Statue aus dem alten Ägypten. Zur Bewältigung der Reise ins Jenseits, so der Glaube, stand jenem ein tönerner "Uschebti" zur Seite. Ein Zauberspruch sollte den Werkzeugträger erwecken. Abgebildet ist eines von über 400 Uschebtis, das im 6. Jh. v. Chr. dem Grab eines königlichen Flottenkapitäns beigegeben war.
Skulptur vom Jüngsten Gericht, Deutschland
Das Christentum ist u.a. durch dieses steinerne Arrangement in der Ausstellung repräsentiert. Um 1710 wurde es geschaffen. Es zeigt das im letzten Buch des Neuen Testaments der Bibel beschriebene Jüngste Gericht. Ganz oben befindet sich Jesus Christus als Weltenrichter nebst dem Heiligen Petrus und Engeln. Unten ist die Hölle, verkörpert durch die Hure Babylon, den Teufel und Drachen.
"Schwebender Gottvater", Deutschland
Noch etwas jünger ist diese 1922 vom Bildhauer Ernst Barlach (1870-1938) geschaffene Figur. Der "Schwebende Gottvater" mit seinen nach vorn gestreckten Armen wurde aus dem kostbaren Böttgersteinzeug der Meissener Porzellanmanufaktur gefertigt. Diese Keramikart wurde nur wenige Jahrzehnte produziert. Für Barlach, der sich mit religiösen Grundfragen befasste,verbarg sich Gott hinter allem.
Jüdische Sederplatte, Deutschland
Eines der neuesten Ausstellungsobjekte stammt aus dem Judentum. Eine Sederplatte - im Bild ein 2012 gefertigtes Exemplar von der Berliner Künstlerin Rachel Kohn - kommt beim Pessachfest zum Einsatz. In den sechs Schälchen können die Speisen des Sedermahls getrennt voneinander dargereicht werden. Mit dem Fest gedenken Juden an den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Das Sedermahl ist sein Höhepunkt.
Krug mit Tulpen und Pflaumenblüten, Türkei
Dieser Krug verweist durch seine Bildsprache auf Allah, den Gott der Muslime. Das Gefäß datiert vom Anfang des 17. Jahrhunderts. Im Islam symbolisieren Blumen die göttliche Schöpfung. Die Tulpe, die den Krug ziert, heißt im türkischen "lale" und besteht aus den gleichen Buchstaben wie der Name Allahs. Deshalb wird ihr besondere Kraft nachgesagt.
Makara-Drache, Thailand
Dieser Drachenreiter spielte eine Rolle im Hinduismus. Er stammt aus der Kultur Siams (heute: Thailand). Der Makara-Drache ist ein mythologisches Tier mit krokodilartigen Zügen. Wie die furchterregend aussehenden Wasserspeier an gotischen Kathedralen des Christentums sollten derartige Figuren religiöse Gebäude schützen. Sie wachten auch über buddhistischen Tempeln.
Relief mit Regengott Tlaloc, Lateinamerika
Von der Golfküste Mexikos stammt diese Abbildung des Regengotts der Totonaken-Kultur (ca. 400-700 n. Chr.). Tlaloc wird repräsentiert von den Brillenrändern und der Schlange. Der Vorstellung nach schüttete er Wasser aus Tonkrügen von Bergen oder vom Himmel herab. Zerbrechende Krüge ließen Donner entstehen, die herabfallenden Scherben waren Blitze. Die Totonaken lebten im südlichen Mayagebiet.
Kopfbüsten eines Königspaares, Burkina Faso
Diese beiden Kopfbüsten stammen vom afrikanische Kontinent, aus Burkina Faso. Es soll sich um ein Königspaar der Ethnie der Mossi handeln. Mit Porträtköpfen wie diesen wurde an Verstorbene erinnert. 40 Tage lang standen sie an einem zentralen Ort - so lange, wie die Seelen der Vorstellung nach für den Übergang in das Totenreich benötigen.
"Göttliche Welten" im Düsseldorfer Hetjens
Mystische Kreaturen, trostspendende Gottheiten, angsteinflößende Dämonen: Das Deutsche Keramikmuseum gewährt durch ausgewählte Objekte Einblick in Vorstellungswelten vergangener Kulturen. Zu sehen ist die in Kooperation mit den Düsseldorfer Dominikanern entstandene Ausstellung im Hetjens Museum bis zum 10. Januar 2021.