"Göring-Telegramm" versteigert
8. Juli 2015Das sogenannte "Göring-Telegramm", eines der wichtigsten Dokumente der letzten Kriegstage in Deutschland, ist für 54.675 Dollar (50.000 Euro) versteigert worden. Das vergilbte, aber sehr gut erhaltene Papier ging an einen Sammler aus Nordamerika, teilte das Auktionshaus Alexander Historical Auctions am Dienstag (7.07.2015) in Stamford bei New York mit. Details zum Käufer wurden nicht bekannt. Das Auktionshaus hatte mit 20.000 Dollar gerechnet.
Machtbesessener Reichsmarschall
Adolf Hitler hatte Hermann Göring immer als seinen Stellvertreter angesehen und das auch mit Erlassen geregelt. Göring hielt sich in Bayern auf, als er in den letzten Kriegstagen hörte, dass der in Berlin eingeschlossene Hitler ihm endgültig die Macht übertragen wollte. Also telegrafierte er ihm am 23. April 1945 und fragte in dem kurzen Schreiben, ob er die Kontrolle über Deutschland übernehmen könne. "Falls bis 2200 Uhr keine Antwort erfolgt, nehme ich an, dass Sie Ihrer Handlungsfreiheit beraubt sind". Er werde dann "selbstständig zum Wohle von Volk und Vaterland handeln", gezeichnet mit "Ihr getreuer Hermann Göring".
Intriganten am Werk
In Berlin nutzten Parteisekretär Martin Bormann und Propagandaminister Joseph Goebbels das Telegramm jedoch, um Hitler einen Putsch Görings einzureden. Tatsächlich war Hitler empört und beschuldigte Göring des Landesverrats. Die SS setzte ihn daraufhin in Bayern fest. Hitler bestimmte dann Goebbels und Marinechef Karl Dönitz zu seinen Nachfolgern. Am 30. April 1945 erschoss sich Hitler in seinem Bunker unter der Reichskanzlei; am Tag darauf nahm sich auch Goebbels das Leben. Der beim Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher zum Tode verurteilte Göring vergiftete sich 1946, einen Tag, bevor das Todesurteil des internationalen Tribunals vollstreckt werden sollte.
Telegramm als Souvenir
Bei dem Telegramm handelt es sich um die Kopie Bormanns, an der Echtheit besteht offenbar kein Zweifel. In die USA gekommen war es noch 1945: Ein amerikanischer Hauptmann hatte es als Souvenir aus dem Bunker in Berlin mitgenommen.
kk/suc (dpa, ntv)