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Gute Auftragslage - schlechte Produktionsdaten

6. August 2021

Auch für die deutsche Industrie gilt: Die Auftragslage ist das eine, die Produktion das andere. Dazwischen kommt es auf Rohstoffe und Teile an, und die sind derzeit Mangelware. Zum Schaden der Produzenten.

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Deutschland Produktionsstart des VW ID.3
Bild: Matthias Rietschel/dpa/picture alliance

Nach sehr guten Zahlen über die Auftragslage in dieser Woche hat die deutsche Wirtschaft am Freitag mit schlechten Bilanzen zur tatsächlichen Produktion überrascht: Im Juni wurde die Produktion in deutschen Unternehmen den dritten Monat in Folge gedrosselt. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 1,3 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte.

Das war bereits der fünfte Rückgang in diesem Jahr, und wieder lag es an Engpässen bei Vorprodukten. "Maßgeblich waren Versorgungsengpässe bei Halbleitern vor allem im Automobilbereich, die auch aktuell noch Probleme bereiten", schrieb das Ministerium. "Im Baugewerbe ging die Bremswirkung von einer Knappheit von Bauholz aus." Die, so Experten, könnte allerdings bald zu Ende sein.

Noch immer unter Vor-Corona-Niveau

Trotz des Rückgangs zum Vormonat fällt die Bilanz für das Halbjahr aber positiv aus, wie Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen: Die Fertigung im verarbeitenden Gewerbe lag in den sechs Monaten insgesamt um 6,8 Prozent über dem von der Pandemie geprägten Zeitraum im Vorjahr. Vergleicht man die Lage aber mit der Zeit vor der Pandemie, ändert sich das Bild: Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Corona-Einschränkungen, lag die gesamte Produktion im Juni noch um 6,8 Prozent niedriger.

Zimmermann - Schreiner
Am Bau bremst der Holzmangel - der könnte bald überwunden seinBild: picture-alliance/All Canada Photos/Jerritt

"Die Industrie bekommt auch im Juni ihre PS nicht auf die Straße", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, doch die Produktion kann davon nicht in vollem Umfang profitieren", fasst auch DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle die Lage zusammen. Das werde mehr und mehr zur Gefahr. "Nicht nur für die Industrie und das Baugewerbe, sondern inzwischen auch für die Konjunktur insgesamt." Noch könnten das zwar Handel und Dienstleister kompensieren, die vom Aufschwung nach den Corona-Einschränkungen profitieren. "Doch diese Sonderkonjunktur wird nicht ewig währen", sagte Scheuerle.

Die Bücher sind voll

Dabei ist die Stimmung in den Unternehmen gar nicht schlecht. Die deutsche Industrie hat daher ihre Produktionserwartungen zwar etwas gesenkt. Das entsprechende Barometer fiel im Juli um fünf auf 22 Punkte, wie das Ifo-Institut ermittelte. Aber das ist noch immer ein sehr hoher Wert im langjährigen Vergleich.

Tatsächlich sind die Auftragsbücher in vielen Unternehmen sehr gut gefüllt. Wenn da nur die Engpässe bei Chips und anderem nicht wären. "Deutliche Besserung des Materialmangels zeichnet sich in Breite kurzfristig nicht ab", befürchtet Thomas Gitzel. Denn die Ausbreitung der Delta-Variante mache immer wieder Lockdowns in Asien notwendig und darunter leide die dortige Produktion wie auch die Logistik in den Häfen. "Die in Europa sehnlichst herbeigesehnten Halbleiter werden weiterhin auf sich warten lassen."

 ar/hb (dpa, rtr, afp)