Gut gebrüllt, Pardo! Das internationale Filmfest Locarno
Der "Pardo" ist die begehrte Trophäe des Filmfestivals von Locarno. 2017 feiert es ein heißes 70. Jubiläum: Es hat mit einer Hitzewelle zu kämpfen. Trotzdem ist es eines der schönsten Festivals überhaupt.
Filmfest für Genießer und Connaisseure
Zehn Tage im August wird das charmante Städtchen Locarno im italienischen Teil der Schweiz zum Zentrum der internationalen Filmwelt. Nach Cannes, Berlin und Venedig steht Locarno an vierter Stelle der wichtigsten internationalen Filmfestivals in Europa. Bei Besuchern punktet es außerdem mit einem einmaligen Kinoerlebnis unter freiem Himmel - auf der Piazza Grande.
Stars beim Filmfest
Das Staraufgebot ist kleiner als in Cannes oder Venedig, aber nicht zu unterschätzen. 2017 waren US-Schauspieler Adrien Brody und Filmikone Nastassja Kinski auf dem Roten Teppich zu erleben, beide bekamen einen Ehren-Preis. Der Goldene Leopard für den besten Film geht gleichberechtigt an Regisseur und Produzenten. Außerdem werden beste Schauspielerin und Schauspieler gekürt.
Atmosphärisches Kinoerlebnis auf der Piazza Grande
Die Piazza Grande wurde ab 1971 zum Herzen des Festivals, das Grand Hotel war zu klein geworden. Die Plastikstühle, die damals aufgestellt wurden, mussten kurz nach der ersten Vorführung in Windeseile mit Löchern versehen werden. Sommergewitter mit Platzregen gibt es nämlich fast an jedem Festival. Hartgesottene Kinofans harren aber noch immer im Regencape aus.
Jubiläum für starkes Autorenkino
Besonders Filme, bei denen Drehbuch und Regie in der Hand derselben Person liegen, sind in Locarno gern gesehen und so mancher weltberühmter Autorenfilmer hat hier seine Karriere begonnen. Dazu gehört etwa Spike Lee. Jim Jarmusch (Bild) kam 1984 als gemachter Mann nach Locarno: "Stranger than Paradise" gewann nach der Auszeichnung für den besten Debütfilm in Cannes auch den Goldenen Leoparden.
Locarno feiert 70. Geburtstag
Zum 70. Jubiläumsjahr hat sich Locarno eine neue Spielstätte geleistet: PalaCinema heißt das moderne Filmhaus neben dem mittelalterlichen Castello. Das Festival versucht sich jung zu halten und lockt seit zwei Jahren Anwohner mit einer volksfestähnlichen Festzeltmeile. "LaRotonda" ist gut besucht, aber als Ort etwas gewöhnungsbedürftig: Gefeiert wird inmitten eines großen Verkehrskreisels.
Locarno und der deutsche Film
Der deutsche Film hat einen guten Stand beim Filmfestival: Er ist meist mit mehreren Beiträgen im Wettbewerb und beim Publikumswettbewerb vertreten. Einen Leoparden zu Hause haben unter anderem Wolfgang Becker, Werner Herzog und Wim Wenders. Letzterer machte sich 2005 bei der Verleihung des Ehrenleoparden vor Freunde gleich selbst zu einem.
Inspiration und Transpiration
Beliebtes Accessoire: der Fächer. Ob mit dem festivaltypischen Leopardenmuster oder in anderem Design. Besonders die erste Festivalhälfte kämpfte mit hochsommerlichen Temperaturen zwischen 35 und (gefühlten) 40 Grad. An Empfängen und unterwegs zwischen den Spielstätten konnte der Fächer etwas Kühlung verschaffen. Ansonsten transpirierte man einträchtig.
Dolce Vita in Locarno
Ein Sprung in den Lago Maggiore ist ein anderer Weg, im Festivalbetrieb von Locarno einen kühlen Kopf zu bewahren. Wer eines der Festivalräder ergattert, kann sich glücklich schätzen und schafft es zwischen den Vorführungen, kurz in den See oder den Fluss Maggia zu springen. Bei den Schweizern zählt der Kanton Tessin im Sommer nicht ohne Grund zu den beliebtesten Erholungsgebieten.