Gurlitts Kunstsammlung im Museum
Lange hat man auf sie gewartet, nun werden Kunstwerke aus dem Gurlitt-Fund in Ausstellungen in Bonn und Bern gezeigt. Sind sie Nazi-Raubkunst? Es ist noch viel unklar. Eine kleine Reise durch die Provenienzen.
Max Beckmann, Zandvoort Strandcafé, 1934
Das Aquarell des jüdischen Malers Max Beckmann kann erst 1945 bei Gurlitt nachgewiesen werden. Von 1945-1950 war es in den Händen der Alliierten, am Central Collecting Point in Wiesbaden. 1950 bekam Hildebrand Gurlitt es zurück. Gurlitt hatte moderne Kunst gesammelt und ausgestellt, bevor er für das NS-Regime arbeitete. Er kuratierte 1936 die letzte Ausstellung Max Beckmanns vor seiner Flucht.
Otto Griebel, Die Verschleierte, 1926
Das Werk befand sich im Besitz des Rechtsanwalts und Sammlers Fritz Salo Glaser. Bei ihm verkehrten in den 1920ern Künstler der Dresdner Avantgarde - auch der junge Hildebrand Gurlitt. Wie das Bild in seinen Besitz kam, ist unklar. 1945 wurde es bei ihm beschlagnahmt, später aber wieder frei gegeben. Glaser war jüdischer Herkunft und entkam 1945 nur knapp der Deportation nach Theresienstadt.
Claude Monet, Waterloo Bridge, 1903
Das Gemälde des berühmten Impressionisten steht nicht unter Raubkunstverdacht. Es wurde 1907 vom Künstler an die Galerie Durand Ruel verkauft. Der jüdische Kunsthändler und Verleger Paul Cassirer soll es Marie Gurlitt geschenkt haben, die es wiederum 1923 ihrem Sohn Hildebrand Gurlitt vererbte.
Thomas Couture, Porträt einer sitzenden jungen Frau, 1850
Das Gemälde des französischen Malers wurde erst kürzlich als Raubkunst identifiziert. Eine kleine handschriftliche Notiz brachte die Provenienzforscher auf die Spur. Das Bild stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Sammlung des jüdischen Politikers Georges Mandel, dessen Familie Anspruch auf das Werk erhoben hat. Wie genau es in Gurlitts Hände kam, ist aber unklar.
Auguste Rodin, Kauernde, ca. 1882
Die Skulptur des französischen Bildhauers muss zwischen 1940 und 1945 von Hildebrand Gurlitt erworben worden sein. Zuvor befand sie sich im Besitz des Franzosen Eugène Rudier. In Umlauf gebracht wurde sie 1919 bei einer Auktion von Octave Henri Marie Mirbeau, der sie vom Künstler geschenkt bekommen hatte.
In Gurlitts Wohnung
Cornelius Gurlitt hortete die Skulptur - zusammen mit vielen anderen Kunstwerken - über Jahrzehnte in seiner Wohnung in München. Noch vor seinem Tod 2014 hatte er seine Einwilligung gegeben, dass seine Bestände erforscht werden und sie, falls sie Raubkunst seien, gemäß der Washingtoner Prinzipien zu restituieren.
Albrecht Dürer, Ritter, Tod und Teufel, 1513
Der Kupferstich von Albrecht Dürer gehörte einst der Galerie Falkeisen-Huber in Basel. Wie er dahin kam und wie lange er dort war, ist nicht bekannt. 2012 tauchte der Stich bei Cornelius Gurlitt auf. "Alte Meister" wie Dürer hatten im nationalsozialistischen Kunstbild eine große Bedeutung, sie wurden oft auch propagandistisch vereinnahmt.
Edvard Munch, Asche II, 1899
Bei dieser Zeichnung ist die Provenienz gänzlich unklar. Sicher ist jedoch, dass der norwegische Künstler Edvard Munch von Hitler zur so genannten "entarten Kunst" gezählt wurde. 82 Munch-Werke wurden 1937 in deutschen Museen beschlagnahmt.
François Boucher, Männlicher Akt, undatiert
Hitler verehrte die französische Malerei des 18. Jahrhunderts. Herausragende Gemälde für seine Sammlung sicherte er, indem er nach der Annexion Österreichs gezielt auf die Sammlung der Rothschild-Familie zugriff. Ergänzend versorgte Hildebrand Gurlitt ihn mit Zeichnungen renommierter französischer Künstler. Diesen Boucher hatte Gurlitt 1942 bei einem Paris Kunsthändler erworben.
Carl Spitzweg: Alpental mit Sennerin, 1871
Dieses Gemälde war seit 1934 wahrscheinlich im Privatbesitz Hitlers. Es stammt nicht aus der Sammlung Gurlitts, sondern ist seit 1973 eine Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland, die sonst im Museum Kunstpalast in Düsseldorf ausgestellt wird. Das Bild spiegelt den Kunstgeschmack Hitlers wider. Solche Werke wollte er im "Führermusem" sehen.