Guatemala: Leben mit dem Klimawandel
Unsicherheit und Gewalt werden häufig als Hauptursachen für Migration aus lateinamerikanischen Ländern in die USA genannt. Der Klimawandel spielt aber zunehmend eine Rolle: Es gibt schlichtweg zu wenig zu Essen.
Maria und ihre Kinder
An manchen Morgen weiß Maria Concepcion Rodriguez nicht, was sie ihren Kindern zum Frühstück anbieten kann. Vielleicht hat sie genug Mais für Tortillas von dem kleinen Stück Land, das sie gepachtet hat, aber immer öfter reicht der Ertrag nicht aus. Denn in den vergangenen Jahren habe es sehr viele Dürren gegeben, erzählt die 30-Jährige der Nachrichtenagentur Reuters.
El Aguacate von oben
Das Dorf El Aguacate mit seinen knapp 500 Einwohnern liegt im sogenannten Trockenkorridor Mittelamerikas - einer Region, die in den vergangenen zehn Jahren unter einer Reihe von Dürren und Stürmen gelitten hat und die sich über eine Länge von 1600 Kilometern von Guatemala bis ins nördliche Costa Rica erstreckt.
Harte Folgen
Die Folgen dieser Wetterextreme, die laut dem Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC) mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht werden, treffen die Bauern des Trockenkorridors, einer für die Landwirtschaft ohnehin schwierigen Region, besonders hart. So leiden viele Kinder an Unterernährung und wirken deutlich jünger, als sie eigentlich sind. Ein Schild zeigt die Anzeichen davon auf.
Zu wenig Regen
Man könnte meinen, alles sei alles in bester Ordnung, wenn man das satte Grün des Mais sieht - doch der Schein trügt: Diesen Sommer habe es kein einziges Mal geregnet, erzählt Fidel Lopez Pacheco, 53, während er sein Feld inspiziert. Ohne Bewässerungssysteme, und die gibt es in den abgelegenen Dörfern in der Regel nicht, ist der Regen absolut notwendig für eine gute Ernte.
Zur allgemeinen Armut kommt der Hunger
Die zehnjährige Claudia Sis Rodriguez steht vor der Lehmhütte ihrer Familie. Wie viele Frauen der Gegend muss ihre Mutter die Familie mit sechs Kindern mit weniger als zwei Dollar pro Tag durchbringen. Da die Felder immer weniger Ertrag abwerfen, muss sie regelmäßig Grundnahrungsmittel zukaufen. Manchmal reicht es für alle, immer öfter reicht es nicht.
Migration als einziger Ausweg
Viele Familien sehen die einzige Zukunft für sich in den USA. Das bestätigt auch das US-Außenministerium auf Anfrage von Reuters: Klimawandel sei ein zunehmender Faktor für Menschen, die sich zum Verlassen des Landes entschließen. Die Zahl der Guatemalteken, die an der US-Grenze ankommen, hat sich zwischen 2020 und 2022 verfünffacht - eine Entwicklung, die sich weiter verstärken dürfte.