ESA bekommt neue Rakete
3. Dezember 2014Minister der 20 Mitgliedsstaaten der Europäischen Weltraumorganisation ESA haben am Dienstag (2.12.2014) in Luxemburg den Bau einer neuen europäischen Ariane Trägerrakete und einer kleineren VEGA-Rakete beschlossen, die für einzelne Satellitentransporte dienen soll.
Die Ariane-6 soll die Grundlage für eine ganze Familie neuer Ariane-Raketen bilden, sagte ESA-Generaldirektor Jean-Jaques Dordain nach der Sitzung, auf der die Minister für Ariane-6 Mittel bis 2020 in Höhe von 3,8 Milliarden Euro in Aussicht stellten. Die Entwicklung der Ariane 6 gehört zu einem umfassenderen Beschluss, der langfristig einen Umfang von acht Milliarden Euro bekommen soll.
Wettbewerb um kommerzielle Satelliten-Beförderung
Die Ariane-6 soll flexibler einsetzbar sein als die fast 30 Jahre alte Vorgängerin, die Schwerlast-Rakete Ariane-5. Durch den flexibleren Aufbau des neuen Systems und den Bau der VEGA-Rakete - welche dann auch kleinere Lasten befördern kann - hofft die ESA, Kosten zu sparen und in den wachsenden Markt für kleinere und leichtere Raketen einzusteigen.
Besonders private Raketenhersteller, wie die US-Firmen Space-X oder Orbital Sciences Corporation (OSC) mit ihrem Raumtransporter Cygnus, haben durch Aufträge der NASA in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Sie sind in der Lage, kleinere bis mittlere Lasten Kostengünstig in den erdnahen Orbit - etwa zur Internationalen Raumstation ISS - zu bringen oder Forschungs- und kommerzielle Satelliten in eine Umlaufbahn.
Insgesamt fassten die Minister der ESA-Mitgliedsstaaten am Dienstag Beschlüsse über finanzielle Mittel in Höhe von 5,9 Milliarden Euro, von denen die deutsche Bundesregierung 1,4 Milliarden übernimmt. Damit ist Deutschland zusammen mit Frankreich der beitragsstärkste ESA-Partner.
Raumstation ISS bis 2017 finanziert
Neben dem Bau der Ariane-6 haben die Fachminister auch die Finanzierung des europäischen Beitrags zur ISS bis Ende 2017 zugesagt. Ursprünglich hatte die ESA auf eine Finanzierungszusage von etwa 600 Millionen Euro gehofft, musste aber bei der Höhe der zugesagten Mittel Einbußen in Höhe von 20 Millionen Euro hinnehmen. Generaldirektor Dordain nahm dieses Ergebnis sportlich:
"Wir können die zwanzig Millionen bewältigen. Wir sind es auch gewohnt mit deutlich weniger zurechtzukommen. Wir sehen die zwanzig Millionen als guten Grund mit der Industrie [härter] zu verhandeln. Wenn die Mitgliedsstaaten auf der Ministerratssitzung 2016 entscheiden, die ISS-Forschung bis über 2020 auszudehnen, wird es ohnehin sehr willkommen sein, wenn es uns bis dahin gelungen ist, die Betriebskosten zu reduzieren."
Eigentlich hatte Dordain schon jetzt auf eine Zusage bis 2020 gehofft, die es allerdings nicht gab. Dennoch zeigte er sich zufrieden: "Die Finanzierungszusage von drei Jahren ist schon mehr als etwa die NASA bekommt. Sie haben immer nur ein Budget von einem Jahr."
Zum Mond und zum Mars
Wichtig für die ISS, aber auch für die weitere bemannte Erforschung des Weltraums, ist dazu der Beitrag der ESA zur NASA-Raumkapsel Orion, die erstmals am Donnerstag (4.12.2014) aus Cape Canaveral zu einem unbemannten Testflug in die Erdumlaufbahn geschossen werden soll.
Gut zweihundert Millionen aus dem ESA-Budget gehen in die Entwicklung eines Service-Moduls, welches unter anderem die lebenserhaltenden Funktionen der Orion-Kapsel sicherstellen soll. Es ist das erste Mal in der Geschichte der bemannten Raumfahrt, dass die NASA, die Entwicklung und den Bau eines solch wichtigen Bausteins für ihre bemanntes Raumschiff an einen externen Partner überträgt.
Die Forschungsperspektive der ESA ist jedenfalls klar: Langfristig soll es über den erdnahen Orbit auch wieder auf den Mond und später sogar zum Mars gehen - mit Robotern oder auch bemannten Raumschiffen. So steht es in einem Teil des gemeinsamen Dokuments, der Resolution zu Europas Weltraum-Erforschungs-Strategie.
Besonders wichtig dabei ist der ESA die globale Kooperation, denn nur durch internationale Zusammenarbeit lässt sich solche Grundlagenforschung bewerkstelligen.