Ein Favorit, drei Außenseiter
8. Juni 2010Mit Spannung wird der Auftritt des amtierenden Weltmeisters Italien erwartet. Die Azzurri können Geschichte schreiben. Verteidigen sie ihren WM-Titel in Südafrika, wäre das das erste Mal seit den Brasilianern im Jahr 1962. Bei der Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz vor zwei Jahren scheiterte die Squadra Azzurra bereits im Viertelfinale – das darf den Italienern nicht noch einmal passieren. Mit etablierten Stars wie Gianluigi Buffon, Gianluca Zambrotta oder Mauro Camoranesi will das Team von Trainer Marcello Lippi wieder an die Leistung von 2006 anknüpfen.
Valdez schießt Paraguay nach Südafrika
Zunächst müssen die Italiener aber die Gruppe F überstehen. Mit der Slowakei, Neuseeland und Paraguay hat das Team von Marcello Lippi zwar eine vermeintlich leichte Gruppe vor der Brust, doch gerade Paraguay könnte zu einer echten Herausforderung werden. "Für uns ist es eine Ehre zum vierten Mal hintereinander bei der WM dabei zu sein. Das hat Paraguay noch nie so oft geschafft," sagt Nelson Valdez, Stürmerstar von Borussia Dortmund.
Am 9. September löste der 26-Jährige mit seinem Siegtreffer gegen Argentinien das Südafrika-Ticket für seine Mannschaft. Jetzt gilt es die gute Form aus der Qualifikation bei der Endrunde zu bestätigen. Paraguay kämpft gegen die Geschichte an und will bei der insgesamt achten Turnier-Teilnahme mindestens das Viertelfinale erreichen, denn das gelang den Südamerikanern bislang noch nie. Angesichts der Qualität in der Mannschaft stehen die Chancen gut, dass die Albirrioja ihr Achtelfinaltrauma überwinden und die Gruppenphase überstehen wird.
"Platz zwei ist drin"
Die Überraschung ist perfekt. Zum ersten Mal seit der Auflösung der Tschechoslowakei schaffte die Slowakei den Sprung zu einer WM-Endrunde. Konnte man in der Vergangenheit noch zusammen mit den Tschechen internationale Erfolge feiern, so dauerte es nun fast zwanzig Jahre, bis man als eigenständiges Land zu einer WM fahren durfte. Auf ihrem Weg nach Südafrika hat das slowakische Team namhafte Nationen wie Polen und Tschechien hinter sich gelassen. Entsprechend groß ist die Freude in dem fünf Millionen Einwohner-Land.
Großen Anteil an der erfolgreichen Qualifikation hatte der Bochumer Angreifer Stanislav Sestak. Der 28-Jährige war mit sechs Toren treffsicherster Akteur seines Landes. Mit ihm will die Slowakei auch in Südafrika für Aufsehen sorgen und hofft auf das Erreichen der K.O. Runde. "Platz eins scheint vergeben. Ich bin mir recht sicher, dass der Weltmeister sich durchsetzt. Aber Platz zwei ist für uns drin," sagt Sestak. Die Spieler fiebern der Gruppenphase entgegen; die Stimmung im Team ist bestens. Für die meist im Ausland aktiven Akteure ist die Berufung ins Nationalteam eine große Ehre. "Die Slowakei ist ein sehr junges Land, dem sportliche Erfolge sehr gut tun. Deshalb spüren wir Spieler eine große Verantwortung," so Stanislav Sestak.
Neuseeland nur mit Außenseiterchancen
Zum zweiten Mal in der Geschichte hat sich Neuseeland für eine WM-Endrunde qualifiziert. Die kleine Fußballnation wird damit zumindest für einige Wochen den eigentlichen Nationalsport Rugby von den Titelseiten verdrängen können. "Ich liebe Rugby, aber manchmal sollten sie das Rampenlicht teilen", fordert Stürmer Rory Fallon. Für Kiwi-Coach Ricki Herbert ist das Turnier in Südafrika etwas ganz Besonderes, denn er war bei der letzten Teilnahme vor 28 Jahren bereits als Spieler mit von der Partie.
Trotzdem ist der bekannteste fußballspielende Neuseeländer ein ehemaliger Publikumsliebling von Werder Bremen - Wynton Rufer. An die Popularität des heutigen TV-Experten reicht in der Fußballnationalmannschaft niemand heran. "Um ganz ehrlich zu sein, ich kenne keinen Spieler, der von dort kommt", kommentiert Nelson Valdez das aktuelle Team der `All Whites´. Ein Dreikampf zeichnet sich also ab. Italien, Paraguay oder vielleicht doch die WM-Neulinge aus der Slowakei? Neuseeland hat bestenfalls Außenseiterchancen. Am 14. Juni beginnt für die Mannschaften der Gruppe F die WM-Endrunde und dann wird man sehen, ob es für Italien zur historischen Titelverteidigung reicht.
Autor: Thomas Klein
Redaktion: Arnulf Boettcher