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Großrazzia gegen Schleuser-Netzwerk

4. November 2015

Die Bundespolizei ist bei einer groß angelegten Razzia in mehreren Bundesländern gegen ein weit verzweigtes Netzwerk von Schleusern vorgegangen. Dessen Dienste waren einigen Flüchtlingen zum Verhängnis geworden.

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Bundespolizisten führen im niedersächsischen Hildesheim im Rahmen der Razzia einen Mann ab (Foto: dpa)
Bundespolizisten führen im niedersächsischen Hildesheim im Rahmen der Razzia einen Mann abBild: picture-alliance/dpa/C. Gossmann

Es soll illegale Einreisen aus Syrien und dem Libanon auf dem Luftweg organisiert haben: In drei Bundesländern hat die Polizei zum Schlag gegen ein international agierendes Schleuser-Netzwerk ausgeholt. Die Fahnder durchsuchten Gebäude in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Baden-Württemberg, wie die Staatsanwaltschaft Hildesheim und die Bundespolizeidirektion Hannover gemeinsam mitteilten.

Die Ermittlungen richten sich gegen 17 Beschuldigte, die Libanesen und Syrer illegal nach Deutschland gebracht haben sollen. Die Vorwürfe gegen das Netzwerk lauten unter anderem auf gewerbsmäßige Einschleusung von Ausländern sowie Urkundenfälschung. Der in Essen festgenommene 24-jährige Hauptbeschuldigte soll bei den Schleusungen seine international weit verzweigten Verbindungen zu Kontaktpersonen genutzt haben, die ihn unter anderem bei der Beschaffung von gefälschten Dokumenten unterstützten.

10.000 Euro für eine Schleusung

Am Morgen suchten rund 570 Bundespolizisten - unter anderem in Essen, Gelsenkirchen und Hildesheim - in insgesamt 24 Objekte nach Beweisen. Da einige der Beschuldigten als gefährlich gelten, wurden auch Spezialeinsatzkräfte der Bundespolizei eingesetzt. Die Polizei stieß bei der Razzia neben Pässen und Ausweisen auch auf mehrere Macheten, Schwerter, Messer, Munition für Handfeuerwaffen und eine Laserzieleinrichtung für ein Gewehr.

Beamte beim Eindringen in ein Haus in Essen (Nordrhein-Westfalen) (Foto: dpa)
Beamte beim Eindringen in ein Haus in Essen (Nordrhein-Westfalen)Bild: picture-alliance/dpa/M. Kusch

Als Preis für die Einschleusung in die Bundesrepublik forderten die Beschuldigten nach Erkenntnissen der Ermittler bis zu 10.000 Euro pro Flüchtling. Die Einreise der Geschleusten sollen die Schlepper überwiegend über den Luftweg organisiert haben, nachdem sie den Flüchtlingen gefälschte Reisedokumente und Aufenthaltstitel verschafft hatten. In mehreren Fällen allerdings erkannten bereits die ausländischen Grenzpolizeibehörden an den als Zwischenziel genutzten Flughäfen von Transitstaaten die Dokumente als Fälschungen und setzen die Geschleusten vorläufig fest.

Abgebrannt und ausgebootet in Kuala Lumpur

So musste den Ermittlern zufolge eine zehnköpfige libanesische Familie ohne ausreichende Barmittel über mehrere Wochen in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur ausharren. Der Familie wurde schließlich unter Mitwirkung des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR und der deutschen Botschaft aus humanitären Gründen die Weiterreise nach Deutschland ermöglicht. Nach ihrer Ankunft in Deutschland kritisierten einzelne Familienmitglieder das nach ihrer Auffassung betrügerische Verhalten der Schleuser öffentlich in einem arabischsprachigen Fernsehsender.

Hintergrund der Razzia ist ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Hildesheim zur Verfolgung der organisierten Schleuser-Kriminalität. Die Behörden gehen davon aus, dass zahlreiche Flüchtlinge von Kriminellen nach Deutschland gebracht werden. Erst vor kurzem hatte der Bundesnachrichtendienst angesichts der vielen Flüchtlinge aus Afghanistan vor einem internationalen Schleppernetzwerk gewarnt.

stu/sti (afp, dpa)