Große Zukunft für erneuerbare Energien
16. Februar 2006"Müssen wir Länder mit autoritären Systemen hofieren, weil wir auf ihre Energie angewiesen sind? - Emanzipiert Euch!" Mit diesen provozierenden Worten begann Johannes Lackmann, der Präsident des Bundesverbandes Erneuerbarer Energien. am 15.2.2006 die diesjährige Jahreskonferenz "Zukunft braucht Sicherheit". Anders als in den vorangegangenen Konferenzen wurde diesmal nicht der Klima- und Umweltschutz diskutiert. Vielmehr rückt die Versorgungssicherheit mit Energieträgern in den Blickwinkel der Betrachtungen. Laut dem Hamburgischen Weltwirtschaftinstitut werden Erdölressourcen in rund 40 Jahren, Erdgas in etwa 70 Jahren auf dem gesamten Erdball aufgebraucht sein. Dieser Prognose zufolge bergen die fossilen Energiestoffe - allen voran das Erdöl - ein hohes Konfliktpotential.
Energien ohne Limit
Mit erneuerbaren Energien könne das Konfliktpotenzial umgangen werden, da keine fossilen Brennstoffe benötigt werden. Wasserkraft- und Windenergie, Biomasse, Solarenergie und Geothermie sind natürliche Ressourcen, die zum Klima- und Umweltschutz und zur nachhaltigen Energieversorgung beitragen. Ex-Umweltminister Jürgen Trittin sagte auf der Jahreskonferenz treffend: "Erneuerbare Energien sind heimische Energien in unbegrenzten Mengen." Dies ist ein wichtiger Gesichtspunkt, den Deutschland bereits seit der ersten Erdölkrise 1973 erkannte und seitdem auf erneuerbare Energien gesetzt hat. Die "Renewables" können mittlerweile, einer aktuellen Studie des Umweltbundesamtes (UBA) zufolge, die entstehende Energielücke des Atomausstieges problemlos füllen. Im September 2005 präsentierte der Bundesverband Erneuerbarer Energien Zahlen, wonach die Erneuerbare Energien mehr zur Energieversorgung beitrugen als die Atomenergie. Lieferte die Kernkraft in diesem Zeitraum weniger als 6 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs, ist die Produktion der "Renewables", hauptsächlich der Biomasse, auf 6,4 Prozent gestiegen.
Sonne sei Dank
Die unendliche Nutzung natürlicher Energieträger wie Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Erdwärme haben inzwischen auch andere EU-Länder erkannt. Vor allem die Sonnenenergie soll zur Stromgewinnung beitragen. Spanien, Italien, Griechenland und Portugal haben das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in leicht modifizierten Varianten übernommen. Das Marktvolumen in Spanien habe sich 2005 verdreifacht, in Italien werde 2006 sogar eine Verzehnfachung des Marktes erwartet, da Deckelungen in den Förderprogrammen abgeschafft worden seien, sagte Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW). Für die deutsche Wirtschaft könne Fotovoltaik im europäischen und transatlantischen Räumen zum Exportschlager werden.
Kalifornien fördert Solarstrom
Auch der US-Bundesstaat Kalifornien schwenkt um und setzt verstärkt auf Sonnenergie. Der Westküstenstaat möchte zum drittgrößten Solarstromproduzenten nach Japan und Deutschland aufsteigen. Um die "California Solar Iniciative" zu fördern, hat die Regulierungsbehörde PUC (Public Utilities Commision) im Januar 2006 Fördergelder in Höhe von insgesamt 2,9 Milliarden US-Dollar für den Zeitraum 2007 bis 2018 gewährt. Demnach werden Hausbesitzer und öffentliche Einrichtungen, die in eine Solaranlage investieren, bezuschusst. 2,3 Millionen Kalifornier sollen dann zukünftig mit Solarstrom versorgt werden. Ein Teil der Fördergelder soll durch einen Aufschlag - rund einen US-Dollar pro Monat - auf die Stromrechnung der Endverbraucher finanziert werden.
Skepsis über "clean Coal"
Luc Werring, EU-Generaldirektor für Verkehr und Energie, kündigte bei der diesjährigen Jahreskonferenz die Veröffentlichung eines EU-Grünbuches am 6. März 2006 an. Die europäische Energiepolitik soll damit effizienter koordiniert und integriert werden. Ein Ziel sei es, erneuerbare Energien und Forschungen im Bereich der "clean Coal" gezielt zu fördern. Da der Kohlerohstoff "erst" in etwa 200 Jahren versiegt, sollen umweltfreundliche Kohleanlagen entwickelt werden. Diese werden das gefährliche Kohlendioxid (CO2) bei der Verbrennung auffangen und mit einem speziellen Verfahren zusammenpressen. Wie und wo die große Abfallmenge des zusammengepressten CO2 jedoch verbuddelt werden soll, sei allerdings unklar und laut Trittin einer der größten Probleme dieser Technologie.