Vorfreude in Gladbach und Frankfurt
24. April 201722 Jahre warten und dreimal in die Röhre gucken - die Bilanz Borussia Mönchengladbachs im DFB-Pokal-Halbfinale war in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht gut. 1995 standen die Fohlen zuletzt im Endspiel und gewannen gegen den damaligen Zweitligisten VfL Wolfsburg. Doch danach: Aus im Halbfinale 2001 gegen Union Berlin, Aus im Halbfinale 2004 gegen Alemannia Aachen, und auch 2012 reichte es in der Runde der letzten Vier nicht - damals gegen den FC Bayern. Diesmal soll es besser werden. "Wir wollen endlich wieder in das Finale einziehen", sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl im Fußball-Fachmagazin "Kicker".
Hecking: "51:49 für uns"
Für die Borussia spricht der Heimvorteil, aber auch die Statistik: Dreimal duellierten sich beide Klubs im Pokal, immer setzte sich Gladbach durch - zuletzt im Oktober 2014 in der 2. Runde. "Es ist ein besonderer Abend. Ein Halbfinale spielst du nur einmal im Jahr", schwärmt Borussias Trainer Dieter Hecking und erwartet ein offenes Spiel: "Das wird eine ganz schwere Aufgabe, ein 50:50-Spiel. Vielleicht 51:49 für uns, weil wir zu Hause spielen dürfen."
Der Gladbacher Trend war zuletzt allerdings nicht positiv: In der Liga kassierte die Hecking-Elf in Hoffenheim und zu Hause gegen Dortmund zwei Niederlagen in Folge, am Wochenende zogen die Frankfurter in der Tabelle vorbei. "In Gladbach können wir frei aufspielen, ohne irgendeinen Druck. Wir können eigentlich nur gewinnen", sagt Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic. In der Liga endeten beide Vergleiche der beiden Teams 0:0 - zumindest Spannung scheint garantiert.
Für Eberl wäre ein Sieg auch eine persönliche Genugtuung. "Wir stehen zum vierten Mal in meiner Zeit in Gladbach im Halbfinale, und da willst du natürlich auch mal ins Finale kommen. Dann wäre Mönchengladbach leer gefegt", sagte der 43-Jährige, der vor seiner Zeit im Vereinsmanagement sechs Jahre lang für die Borussia spielte (1999 bis 2005) und ergänzte. "Ich lebe den Traum, etwas Blechernes in der Hand zu halten, einen Titel zu gewinnen."
Alle wollen nach Berlin
Gleiches gilt wohl auch für Frankfurt, schließlich ist die Pokal-Durststrecke der Eintracht noch länger als die der Gladbacher. Vor 29 Jahren bescherte ein Freistoß-Tor des ungarischen Star-Spielers Lajos Detari den Pokalsieg gegen den VfL Bochum. Seitdem schaffte es Frankfurt noch einmal ins Endspiel, verlor 2006 aber gegen den FC Bayern.
"Das ist ein ganz wichtiges Spiel für die Stadt, für den Klub und für jeden persönlich", sagte Eintracht-Trainer Niko Kovac vor dem anstehende Halbfinale. Kovac und sein Bruder und Co-Trainer Robert sind in Berlin geboren und aufgewachsen und träumen von einem Heimspiel. "Wir kennen dort auch den ein oder anderen, der sich das Spiel ziemlich gerne anschauen möchte."
Wie es ist, in Berlin zu gewinnen, weiß Kovacs Gegenüber Hecking, seit er vor zwei Jahren mit Wolfsburg den Pott holte. "Berlin ist eine großartige Bühne für jeden Verein. Ob Spieler, Trainer oder Fan, das ist für alle ein einzigartiges Erlebnis. Eintracht Frankfurt will aber genauso unbedingt nach Berlin wie wir", sagt Hecking. Dort warten am 27. Mai dann entweder die Bayern oder Borussia Dortmund, die sich am Mittwoch im zweiten Halbfinale gegenüber stehen - für viele ist das bereits das vorweggenommene Endspiel.
Nicht so für Niko Kovac, der große Worte wählt, um die Bedeutung des eigenen Halbfinals deutlich zu machen: "Die ganze Republik schaut auf uns. Die Spieler können Geschichte schreiben - für sich und für den Klub", sagte er. "Wir können mehr gewinnen als verlieren, Mönchengladbach dagegen ist mit anderen Zielen in diese Saison gegangen. Wir werden morgen nicht die Hände hochheben oder die weiße Fahne hissen. Ich glaube daran, dass wir eine Chance haben."
Das Halbfinale im DFB-Pokal zwischen Borussia Mönchengladbach und Eintracht Frankfurt (Anstoß 20.45 Uhr MESZ) können Sie in unserem DW-Liveticker ab 20.30 Uhr mitverfolgen.