Große Aufgaben für die UN-Klimakonferenz
2. Dezember 2019Delegationen aus 196 Staaten, die EU und internationale Organisationen - sie alle beraten in der spanischen Hauptstadt, wie das Pariser Klimaschutzabkommen weiter umgesetzt werden soll. Zum Auftakt werden unter anderem UN-Generalsekretär Antonio Guterres und die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in der spanischen Hauptstadt erwartet. Den Vorsitz hat die chilenische Umweltministerin Carolina Schmidt, denn eigentlich hätten die zweiwöchigen Verhandlungen in Chile stattfinden sollen. Wegen der Unruhen dort sprang Spanien als Gastgeber ein.
Sogar die USA schicken Vertreter nach Madrid, obwohl US-Präsident Donald Trump den Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen für sein Land eingeleitet hat. Die Vereinbarung von 2015 setzt das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Alle folgenden UN-Klimakonferenzen dienen der Frage, welche Maßnahmen nötig sind, um dieses Ziel zu erreichen.
Hausaufgaben nicht gemacht
So geht es in Madrid etwa darum, dass im Jahr 2020 alle Staaten eigene Klimaschutzpläne vorlegen sollen. Außerdem soll verhandelt werden, nach welchen Regeln ein internationaler Markt im Klimaschutz funktionieren kann. Ein weiteres Thema sind die Kosten, die Dürren, Stürme und andere extreme Wetterereignisse anrichten, die durch die Erderhitzung häufiger vorkommen und vor allem ärmere Staaten hart treffen.
Stand jetzt reichen die Pläne der Staaten für das Einsparen von Treibhausgasen bei Weitem nicht aus - viele Länder schaffen nicht mal, was sie bisher angekündigt haben. Seit dem vorindustriellen Zeitalter hat sich die Erde im Mittel schon um etwa 1 Grad erwärmt. Wenn es weiter geht wie jetzt, könnte der Planet nach Angaben der Vereinten Nationen bis Ende des Jahrhunderts um 3,4 bis 3,9 Grad wärmer sein.
Die Zeit drängt
Bereits einen Tag vor Beginn der Weltklimakonferenz appellierte UN-Generalsekretär Antonio Guterres auf einer Pressekonferenz in Madrid an die Weltgemeinschaft, den "Krieg gegen die Natur" zu beenden. Der Klimawandel sei kein langfristiges Problem mehr. Vielmehr befinde sich die Welt bereits jetzt in einer "Klimakrise". Die vergangenen fünf Jahre seien weltweit die heißesten gewesen, die jemals gemessen wurden, sagte Guterres. Der Punkt, an dem kein Umlenken mehr möglich sei, nähere sich "mit großer Geschwindigkeit".
Auch führende Klimaforscher hatten erst vergangene Woche im Fachblatt "Nature" gewarnt, man habe die Dynamik der Erderwärmung möglicherweise unterschätzt - schon jetzt könnten einige der sogenannten Kipp-Punkte erreicht sein, an denen die Folgen der Erderwärmung unumkehrbar werden - unabhängig von allen dann noch getroffenen Maßnahmen.
Springt die EU in die Bresche?
Der UN-Generalsekretär kritisierte auf der Pressekonferenz insbesondere die großen Industriestaaten für ihre Untätigkeit. Die Länder mit dem größten CO2-Ausstoß würden "ihren Teil nicht erledigen". Doch ohne sie seien die Klimaziele nicht zu erreichen. In diesem Punkt ruhen viele Hoffnungen auf der Europäischen Union - sie könnte in Madrid eine Erhöhung ihrer CO2-Ziele verkünden.
Neben Regierungsvertretern nehmen an der Weltklimakonferenz auch Umweltschützer, Religionsvertreter und andere Repräsentanten der Zivilgesellschaft teil. Unter anderen hat die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg ihr Kommen angekündigt. Auf Ministerebene wird erst in der zweiten Woche verhandelt. Am 13. Dezember endet die Klimakonferenz.
cw/kle (afp, dpa, epd. kna, rtr)