Großdemo der Separatisten in Barcelona
11. November 2017Die Regionalpolitiker wurden nach dem Unabhängigkeitsbeschluss des katalanischen Regionalparlaments inhaftiert. Zu der Großkundgebung hatten die Bürgerinitiative Katalanische Nationalversammlung (ANC) und der Kulturverein Omnium Cultural aufgerufen. Die Chefs dieser beiden Organisationen sitzen ebenfalls in Untersuchungshaft.
Zahlreiche Teilnehmer hielten Schilder mit der Aufschrift "Freiheit für die politischen Gefangenen" in den Händen, andere schwenkten die "Estelada", die Flagge der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung. Mit Blick auf die Zentralregierung in Madrid riefen die Demonstranten: "Raus mit der Besatzungsmacht!" und "SOS Demokratie". Plakate mit Bildern der Inhaftierten wurden hochgehalten. Die Polizei sprach von 750.000 Teilnehmern.
Wahlkampf aus der Zelle
Die Partei des abgesetzten stellvertretenden Regierungschefs, Oriol Junqueras, will den in Untersuchungshaft sitzenden Politiker bei der Neuwahl in Katalonien am 21. Dezember erneut als Spitzenkandidaten aufstellen. Dies habe die linksnationalistische Partei Esquerra Republicana de Catalunya (ERC) beschlossen, berichtete die Nachrichtenagentur Europa Press.Auch die früheren Regionalminister der ERC, die ebenfalls in U-Haft sind oder sich zusammen mit dem abgesetzten Chef der Regionalregierung, Carles Puigdemont, nach Brüssel abgesetzt haben, stünden auf der Wahlliste, hieß es weiter.
Nach dem Unabhängigkeitsbeschluss des katalanischen Regionalparlaments waren Junqueras und sieben weitere Politiker vor Gericht vernommen und Anfang November inhaftiert worden. Puigdemont und vier weitere Politiker hatten sich kurz vor Anklageerhebung nach Brüssel abgesetzt. Allen Politikern drohen langjährige Haftstrafen. Ihnen werden Rebellion, Aufruhr und Veruntreuung öffentlicher Gelder vorgeworfen. Auch Puigdemont hatte trotz seiner Probleme mit der Justiz angekündigt, als Spitzenkandidat seiner Partei PDeCat zur Verfügung zu stehen.
Nach einem Referendum über die Abspaltung der Region von Spanien am 1. Oktober war die Situation in Katalonien immer weiter eskaliert. Die Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy hatte die Regionalregierung schließlich entmachtet und die Kontrolle in Katalonien übernommen.
Am Sonntag will der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy erstmals seit Beginn der Krise die Region besuchen, um seine Volkspartei (PP) im Wahlkampf zu unterstützen.
cgn/fab (afpe, dpa)