Nach der Geburt ist vor der Feier
23. Juli 2013Seit den frühen Morgenstunden versammeln sich vor dem Buckingham Palast Anhänger der Königsfamilie und Schaulustige, um die Notiz auf der goldenen Staffelei zu sehen. Die Verkündungsnotiz zu Geburt des Jungen war bereits am Montag, am Tag der Geburt, zu sehen. Das Kind hat zwar noch keinen Namen, steht aber schon an dritter Stelle der britischen Thronfolge.
In der ganzen Stadt werden die Royal-Fans an diesem Dienstag noch auf ihre Kosten kommen: der Tradition gemäß wird ganz in ihrer Nähe, im Green Park, unweit des Buckingham Palastes, die Geburt mit 41 Salutschüssen gefeiert. Dabei stehen 21 Schüsse für die ordentliche Anzahl an Schüssen zu einer Begrüßung und weitere 20 für den königlichen Charakter dieser Zeremonie. Der Tower of London wird mit 62 Salutschüssen im Laufe des Tages den kleinen Jungen willkommen heißen: neben den 21 ordentlichen Schüssen, den weiteren 20 für die Königsfamilie, werden zu Ehren der "Stadt London" 21 weitere Schüsse abgefeuert.
Eine Stadt wird blau
In den kommenden Tagen erstrahlen zahlreiche Gebäude der Stadt in royalem Blau. Dabei wird neben dem Brunnen am Trafalgar Square und der Triumpfbogen der Marble Arch auch das London Eye in den Königsfarben getaucht. Auch die Themse wird sich mit einer Lichtershow an der Begrüßung des royalen Nachwuchs beteiligen. Landesweit soll an öffentlichen Gebäuden und Königsflotten die Nationalflagge, die "Union Jack", gehisst werden. Bei den Irish Guards, dem Regiment, dem William angehört, fielen die Festlichkeiten zur Geburt im Vergleich dazu bescheiden aus. Lediglich mit einem Guinness wurde auf den kleinen Thronfolger angestoßen.
Britische Zeitungen druckten für die Festlichkeiten am Dienstag Sonderseiten zur Geburt. Die britische "The Sun" änderte kurzerhand seinen Titel in "The Son", der Sohn. Auf den Namen des Sprösslings werden Boulevardzeitungen allerdings noch warten müssen. Bei Prinz William musste sich die Presse eine ganz Woche gedulden, bei Prinz Charles sogar einen ganzen Monat. Die Journalisten werden vermutlich das Baby früher zu Gesicht bekommen, dann nämlich, wenn die frisch gebackene Familie das Krankenhaus verlässt.
Internationale Reaktionen
Vertreter des Britischen Commonwealth und die Vereinigten Staaten gehörten zu den ersten Gratulanten. Die ehemalige britische Kolonie Australien zeigte sich über die Geburt seines zukünftigen Monarchen erfreut. Premierminister Kevin Rudd sprach von einem "glücklichen Tag für das gesamte Commonwealth". Als Geschenk soll Sydneys Taronga Park Zoo den Namen des Jungen tragen. Neuseelands Premierminister John Key schloss sich den Glückwünschen an. Einen Schal aus neuseeländischer Wolle werde dem Neugeborenen als Geschenk zukommen, hieß es.
Barack Obama, Präsident der Vereinigten Staaten, gratulierte gemeinsam mit seiner Frau den frisch gebackenen Eltern und wünschte ihnen "all die Freude und den Segen, den eine Elternschaft mit sich bringt". Der russische Präsident Wladimir Putin gratulierte Königin Elizabeth II. zu ihrem Urenkel. Der Kremlchef wünschte dem Neugeborenen, der Herzogin von Cambridge sowie allen Mitgliedern der königlichen Familie "robuste Gesundheit".
Zwischen Moderne und Tradition
Das neue Königskind erwartet ein Leben zwischen Moderne und Tradition. Die Briten wünschen sich von ihrem Königshaus im 21. Jahrhundert noch mehr Bürgerlichkeit. "Richtig arbeiten" soll er, Erfahrungen im Beruf sammeln und nicht nur repräsentative Aufgaben übernehmen. Bereits kein Geheimnis ist, dass Herzogin Kate keine Tagesmutter einstellen und William, ganz modern, Vaterschaftsurlaub nehmen wird.
Die Verkündigungszeremonie vor dem Buckingham Palace wird aber nicht die einzige Tradition sein, die nach Jahrhunderten erhalten bleiben wird. Vermutlich wird die Taufzeremonie wie bei Prinz William und dem Prinz von Wales durch den Erzbischof von Canterbury im Musikraum des Buckingham Palasts stattfinden. Die Robe dafür wird seit 1841, seit der Taufe der ältesten Tochter Victorias, eingesetzt. Sie besteht aus weißen Satin und Spitze.
da/mm (dpa, afp, ap, bbc)