Groß, größer, Super Bowl
7. Februar 2016Natürlich fiel die Wahl der Denver Broncos auf weiß. 31 der bisher 49 Super-Bowl-Sieger spielten in weißen Trikots, es blieb den Broncos also quasi nichts anderes übrig, nachdem sie entscheiden durften - dunkle Jerseys wären den eigenen Fans nicht vermittelbar gewesen. Rationale Distanz zu wahren, fällt allen US-Amerikanern seit jeher schwer rund um jenes sagenumwobene Endspiel der National Football League (NFL). Vor der Jubiläumsausgabe ist der Hype besonders groß.
Der 50. Super Bowl, von der Zählweise mit römischen Ziffern hat sich die reichste Liga der Welt diesmal verabschiedet, weil mit dem schnöden "L" für "50" niemand etwas anfangen konnte, soll alle Rekorde sprengen. Wenn die favorisierten Carolina Panthers am Sonntagabend Ortszeit in Santa Clara/Kalifornien im Stadion der San Francisco 49ers gegen die Denver Broncos um die Vince Lombardi Trophy spielen (0.30 Uhr MEZ im DW-Liveticker), rechnen Organisatoren und Analysten mit einem Rekord-Gesamtumsatz von 15 Milliarden Dollar - was in etwa dem Dreifachen des Bruttoinlandsprodukts von Liechtenstein entspricht.
Shootingstar Newton vs. Routinier Manning
Den Boom befeuert das Duell der beiden Hauptdarsteller, das so ganz den Geschmack der US-Amerikaner trifft. Die beiden Quarterbacks, Shootingstar Cam Newton (26) und Routinier Payton Manning (39), sind die Superstars der Szene - und könnten unterschiedlicher kaum sein. Der Panthers-Spielmacher Newton, 1,96 Meter groß und der mit Abstand athletischste unter den Quarterbacks, trägt das Ei gerne mal selbst in die Endzone. Dass ausgerechnet ein Afro-Amerikaner das traditionell "weiße" Quarterback-Spiel derzeit neu definiert, bringt die Fans in Aufruhr.
Dem gegenüber steht Saubermann Manning, schon 2007 mit den Indianapolis Colts Super-Bowl-Sieger. Als der Mann, den sie mittlerweile ehrfürchtig "Sheriff" nennen, 1998 die NFL-Bühne betrat, war Newton neun Jahre alt. Seit dem erlebte der Super Bowl eine Quantensprung, mit der ersten Ausgabe 1965 hat das Jubiläum am Sonntag so gut wie gar nichts mehr gemein.
1,3 Millionen Chicken Wings
Elf Kameras wurden vor fünfzig Jahren für die Live-Übertragung aufgebaut, am Sonntag setzt CBS siebzig ein. Wie sehr sich das Finale allein in den Medien entwickelt hat, zeigen die Preise für Werbung. Lächerliche 37.500 Dollar kostete damals ein 30-sekündiger Spot während des Spiels, am Sonntag sind 4,8 Millionen fällig. Der Super Bowl gehört nach wie vor zu den TV-Events mit der größten Anziehungskraft. Vor einem Jahr lockte das Endspiel im Schnitt 114,4 Millionen US-Amerikaner vor den Fernseher, so viele wie nie zuvor. Weltweit ist fast eine Milliarde Zuschauer dabei.
In den sportverrückten USA steht das wichtigste Wochenende des Jahres an. Es gibt im ganzen Land Super-Bowl-Partys, wie immer wird gegrillt und haufenweise Ungesundes vertilgt. Und auch hier sind die Dimensionen enorm: 1,3 Milliarden Chicken Wings und 120.000 Hektoliter Bier gehen durch die Kehlen, aus 60.000 Tonnen Avocados wird Guacamole-Dip gemacht.
Mit von der Partie: Lady Gaga, Coldplay und Beyonce
Für Unterhaltung vor und während des Finales sorgen wie immer die berühmtesten Musiker: Lady Gaga singt vor dem Kickoff die Nationalhymne, bei der Halbzeitshow gehen die englische Band Coldplay und US-Goldkehlchen Beyonce auf die Bühne. Eigens dafür wird im Levi's Stadium von einer Großzahl an Helfern in Windeseile eine riesige Bühne errichtet. Auch hier war der Aufwand 1967 etwas kleiner. Al Hirt stand in der Pause allein mit seiner Trompete auf dem Feld.
Der Super Bowl heute hat seinen Preis, obwohl drei Tage vor dem Kickoff die billigsten Tickets im Oberrang etwas reduziert wurden: auf 2600 Dollar. Direkt am Spielfeldrand auf Höhe der Mittellinie werden bis zu 18.000 Dollar aufgerufen.
Wir tickern hier live vom Super Bowl ab 0:15 Uhr MEZ
sw/ck (dpa, sid)