Großes Interesse an Corona-App
17. Juni 2020Dies sei "über den Erwartungen" erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn beim Hauptstadtkongress Digital, dem Online-Format des größten deutschen gesundheitspolitischen Kongresses. Das seien sechs Millionen Gründe, warum es dieses Virus jetzt schwerer hat, sich auszubreiten, erklärte der Minister in einer Live-Schaltung per Video-Stream.
Spahn fügte hinzu, Deutschland könne stolz auf diese App sein. Bei der Entwicklung hätten Google und Apple etwas von deutschen Ingenieuren gelernt. Es sei "nicht die erste App, aber mit Sicherheit eine der besten, wenn nicht die Beste. Das ist schon ein ziemlich gutes Produkt".
Der Minister erläuterte, dass Deutschland mit der EU-Kommission im Gespräch sei, um eine "europäische Schnittstelle" für die verschiedenartigen Apps zu schaffen, so dass Daten über Kontakte zu Infizierten auch zwischen den Apps der europäischen Länder ausgetauscht werden könnten. Spahn verwies darauf, dass beispielsweise Frankreich Daten anders als die deutsche App zentral speichere.
Probleme bei Nutzern
Nicht alle potenziellen Nutzer kamen allerdings auf Anhieb mit der App zurecht und suchten Hilfe bei den Gesundheitsämtern, die dafür gar nicht zuständig sind. Bei den Hotlines der Gesundheitsämter stehen die Telefone wegen Fragen zur App nicht still, bemängelt die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst, Ute Teichert, in einem RTL-Interview.
"Die Hotline-Mitarbeiter haben gesagt: Es sprengt alle Dimensionen, die wir je hatten. Die Leute kommen mit der App nicht klar und sie kommen auch nicht klar mit der Telefonnummer, die da angegeben ist." Deshalb riefen die Menschen bei der Corona-Hotline und bei den Gesundheitsämtern an, weil das der vertraute Weg sei."
Höhere Kosten
Derweil entpuppen sich die Gesamtkosten der App als höher als bekannt. Bis Ende 2021 könnten sie sich auf mehr als 69 Millionen Euro belaufen, wie aus der Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage des Linken-Finanzpolitikers Victor Perli hervorgeht. Während die Entwicklungskosten wie zuvor von der Bundesregierung angegeben rund 20 Millionen Euro betragen, die an die Telekom und SAP gezahlt werden, laufen erheblich höhere Kosten für den Betrieb auf.
cgn/uh (kna, rtr)