Griechenland: Investments Welcome
15. Februar 2019Fragt man in diesem Tagen Jiannis, Spyros oder Kostas in irgend einem Stadtviertel Thessalonikis oder Athens, was für sie und ihre Heimat Griechenland am wichtigsten ist, dann erhält man die gleiche Antwort: Investitionen! Dabei ist es noch nicht so lange her, dass gerade sie gegen den "Ausverkauf der Heimat” auf die Straßen gingen und gegen ausländische Investoren protestierten. Inzwischen hat sich die Stimmung gewandelt. Es ist den meisten klar geworden, dass die staatlichen Betriebe nicht für immer und ewig von ausländischen Geschäftsleuten übernommen werden müssen. In weiter Zukunft könnten die Enkel von Jiannis, Spyros oder Kostas das griechische Staatseigentum wieder zurück erwerben.
Auch in den griechischen Medien wird das Thema bisher widersprüchlich erörtert. Für die einen Journalisten sind die fremden Investoren unerwünscht, für die anderen haben sie sich total verspätet. Letztere werfen der jetzigen Regierung sogar vor, bisher zu wenig unternommen zu haben, um die Attraktivität Griechenlands als Wirtschaftsstandort zu fördern.
Vor vier Jahren aus der Taufe gehoben
Bei "Enterprise Greece” wird weniger diskutiert, sondern einfach gehandelt. "Die Ankurbelung der griechischen Wirtschaft hat längst begonnen. Und wird auch so weitergehen”, sagt Direktor Grigoris Stergioulis. Was sich wie der Name eines Raumschiffes anhört, ist eine Beratungs- und Promotions GmbH, an der der griechische Staat beteiligt ist. Entstanden ist sie 2014 aus der Organisation "Invest in Greece" und dem Verein des griechischen Außenhandels. Es war vermutlich der erste seriöse Versuch der griechischen Regierung und des Ministeriums für Wirtschaft und Entwicklung, für das Land zu werben. Zwei Ziele werden verfolgt: Den Investitionsstandort Griechenland attraktiv zu machen und den Export auszuweiten. Das erste Ziel ist das schwierigere. Noch immer sind mühsame, bürokratische Wege zu beschreiten. "Auch wenn sich schon vieles getan hat", sagt Stergioulis in seinem Athener Büro.
So seien in den vergangenen vier Jahren Reformen in den Genehmigungsverfahren eingeleitet worden. Bauprojekte und Immobilienverkäufe könnten jetzt schneller beginnen. Hinzu würden Finanzierungspakete rascher von den Banken vergeben und Lizenzen in modernen Verfahren fertiggestellt. Ebenso ist eine neue Strategie entwickelt worden, die den Banken ermöglicht, das Problem der notleidenden Kredite anzugehen. Das schafft mehr Vertrauen für den Standort Griechenland und offeriert neue finanzielle Spielräume, in denen wieder enger mit den Kreditgebern zusammengearbeitet werden kann. "Enterprise Greece" beschäftigt heute 55 Mitarbeiter, darunter Ökonomen, Ingenieure, Politikwissenschaftler und Berater.
Gekommen, um zu bleiben
Die Liste der ausländischen Investoren ist lang, wenn Grigoris Stergioulis die entsprechende Seite in seinem Computer öffnet. Die Niederlassung größerer Firmen ziehe weitere Unternehmen an, der berühmte Dominoeffekt, mit sich. Es sind vor allem Unternehmen aus den Bereichen Tourismus, Immobilien, Gesundheit, Energie, Logistik und Kommunikationstechnologie. Im vergangenen Jahr sei ein gestiegenes Interesse multinationaler Konzerne zu verzeichnen, so Stergioulis. Vor allem im Dienstleistungssektor erhoffe man sich einen großen Zuwachs an Arbeitsplätzen in den kommenden Jahren.
Grigoris Stergioulis blickt zufrieden, wenn er sich den Bericht der griechischen Statistikbehörde anschaut. "Unsere Exporte sind 2017 und 2018 jeweils zweistellig gestiegen. Das bedeutet, dass unsere Produkte wettbewerbsfähiger geworden." Immer mehr gefragt seien Produkte der griechischen Nahrungsmittelindustrie, aber auch griechischer Marmor und Technologiedienstleistungen, erklärt Kleovoulos Bouzos, zuständig für das Enterprise-Greece-Büro in Thessaloniki.
Was die ausländischen Investoren angeht, so wünschen sich die Fachleute bei "Enterprise Greece", dass mehr aus Europa kommt. Im Moment überwiegen noch chinesische Firmen.