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Griechen spüren nur wenig Verbesserung

Marianthi Milona Thessaloniki
25. April 2018

Bevor an diesem Freitag die Euro-Finanzminister über die Schulden Griechenlands beraten, sendet Athen positive Signale. Bei kleineren Firmen vor Ort kommt davon noch wenig an. Von Marianthi Milona.

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Griechenland Eisenwarenhändler Giorgos Tsiakmakis macht weiter bis es nicht mehr geht
Der Eisenwarenhändler Giorgos Tsiakmakis bleibt optimistischBild: DW/M. Milona

"Alles wird gut und wir werden es schaffen!" - Seit Wochen verbreitet Ministerpräsident Alexis Tsipras Optimismus über den Zustand der griechischen Wirtschaft. Prinzipiell falsch ist seine Haltung vor den Gesprächen der EU-Finanzminister sicher nicht. Doch ein Blick in den Alltag griechischer Geschäftsleute, vermittelt ein ganz anderes Bild.

Der 55jährige Tassos Iosefidis kam vor 10 Jahren aus Berlin in seine Heimatstadt Thessaloniki und gründete ein Franchise-Unternehmen. In einer beliebten Ausgehmeile der Innenstadt führt er ein kleines Restaurant. Trotz der vielen Arbeit kann es sich bisher aber nur schwer über Wasser halten.

Griechenland Restaurantbesitzer  Tassos Iossifidis setzt auf den Tourismus
Restaurantbesitzer Tassos Iossifidis setzt auf Tourismus Bild: DW/M. Milona

Griechen spüren die Krise weiterhin

"Die wirtschaftliche Situation hier ist alles andere als rosig, auch wenn man uns das so verkaufen will", sagt er. Im August mag es Erleichterungen für Griechenland geben, aber die Krise gehe weiter. "Es gibt nur eine positive Nachricht im Augenblick und das ist die griechische Tourismusbranche. In diesem Jahr kommen etwa 34 Millionen Touristen nach Griechenland. Das ist wahrlich eine enorme finanzielle Genesungsspritze", so Iossifidis.

Ohne diese würde Tassos Iossifidis wieder zurück nach Deutschland gehen, betont er. Denn das Geschäft allein mit griechischen Kunden, läuft nicht. Sie lieben sein kulinarisches Angebot, doch nach einem kurzen Blick auf die Preisliste, entscheiden sie sich dagegen. "Meine Preise sind ihnen zu hoch und sie sagen es mir sogar." 

Tassos Iossifidis klagt seine Landsleute für diese Misere an. Griechenland hinke wichtigen Entwicklungen mindestens 30 Jahre hinterher. "Von den edlen Werten der griechischen Antike ist heute bei uns nichts mehr zu spüren", erklärt er. "Der Grieche von heute muss erst wieder lernen, Fairness, Kooperation und Vertrauen im Geschäftsleben zu entwickeln."

Hohe Steuern schmerzen

Der vor Optimismus strotzende Restaurantbesitzer glaubt, dass sich die Lage erst dann bessern wird, wenn die Korruption in der Politik beseitigt ist. Vor seinen Gästen schwärmt er vom deutschen Steuersystem. Denn das, was er vor Ort erlebt, sind nur drastische Steuererhöhungen. Nicht allein die 24 Prozent Mehrwertsteuer schmerzen, auch die Gesamtsteuerbelastung seines mittelständischen Unternehmens mit über 40 Prozent hindert ihn daran, schwarze Zahlen zu schreiben.

Um die Zukunft vorauszusagen, brauche es einen Magier, erklärt Tassos Iossefidis. Seine 17 Mitarbeiter kann der fleißige Geschäftsmann nur im Sommer halten, weil dann der Tourismus in der Stadt blüht. "Der Tourismus ist so empfindlich wie eine Teetasse aus Chinaporzellan". Wenn es in der Ägäis ernsthaft wieder kriseln sollte, könnten die Touristen auch ganz schnell wieder wegbleiben, meint er. Allen ist klar, dass das Land selbst produzieren und eigene Produkte herstellen müsste, um zu überleben.

Der Geschäftsmann Giorgos Tsiakmakis (siehe Hauptbild) kann das nur bestätigen. Er glaubt, was das Land heute brauche, sei Besonnenheit und Geduld. Insgesamt bleibt der 67-jährige Eisenwarenhändler optimistisch. Dabei kann er sein Geschäft nur halten, weil es ihm gehört und er in einer Eigentumswohnung lebt. Er führt derzeit seine beiden arbeitslosen Kinderin sein Geschäft ein. Er hofft, dass sie hier vielleicht irgendwann einen Neubeginn wagen können. "Müsste ich Miete zahlen, hätte ich ganz sicher schon längst aufgegeben", erklärt er.

Der Handel liegt auf Eis

"Mit dem Handel steht es nicht zum Besten", meint Tsiakmakis. "Für uns fühlt sich der griechische Handel momentan so an, als stecke er in der Tiefkühltruhe". Was der erfahrene Kleinhändler damit sagen will: Es ist kein Geld im Umlauf. Die Menschen kaufen wenig ein, versuchen über den Preis zu verhandeln und müssen alles bar oder per EC-Karte begleichen. Zahlungsaufschübe, wie in der Vergangenheit, kann niemand mehr einräumen.

"Nach der jüngsten Bedrohung durch die Türkei sind die Menschen noch vorsichtiger im Geldausgeben geworden" so Tsiakmakis. Dennoch vertraut der Geschäftsmann den Verhandlungsfähigkeiten der jungen Regierung mehr, als jeder anderen zuvor. Damit steht er nicht allein da. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation griechischer Haushalte ist für rund 80 Prozent der griechischen Bevölkerung im Moment Regierungschef Alexis Tsipras der zuverlässigste und seriöseste Politiker im Land.

Tsiakmakis hofft, dass es nicht verfrüht zu Neuwahlen komme. "Das wäre unser Ende. Griechenland braucht noch viel Arbeit." Beispielsweise eine Zentralbank, die kleinen und mittelständischen Betriebe mit Krediten aushelfe. "Wir müssen wieder dringend unsere leeren Regale füllen. Denn alles, was wir im Moment einnehmen, führen wir als Steuer wieder ab."

Menschen spüren wenig Verbesserung

Ein Geschäftsmann der jüngeren Generation ist Christos Kandas. Als Computer und Elektronikspezialist hat er seit zehn Jahren ein Fachgeschäft und bietet Dienstleistungen an: Er baut Alarmanlagen und Wasserfilter in Privathaushalte ein.

Griechenland Alarmspezialist verkauft Wasserfiltersysteme um zu überleben
Alarmspezialist verkauft Wasserfiltersysteme um zu überlebenBild: DW/M. Milona

"In den griechischen Statistiken mag es positive Zahlen geben, aber das Grundeinkommen und der Lebensstandard der Menschen sinkt. Mit dem Resultat: Wir müssen lernen, mit weniger auszukommen und auf vieles zu verzichten." Er meint, die Griechen seien müde geworden zu hören, dass sie alle falsch gelebt hätten. 

Im Handel verstärke sich die Kluft zwischen Unternehmen, meint der Geschäftsmann, der selbst keine Schulden hat. "Die Starken werden noch stärker und die Schwachen schwächer, wobei der Mittelstand komplett verschwunden ist". Außerdem ist er der Meinung, dass die jüngere Generation wieder mehr im Agrarsektor investieren sollte, weniger in moderne Technologien.

Was sich am Ende für die Geschäftsleute abzeichnet: Zwar sind die Wirtschaftsdaten Griechenlands wieder besser - es wird aber noch dauern, bis die Menschen das zu spüren bekommen.