Grenzen des Luftkriegs
9. August 2014Irak 1991
Sie operierten meist in der Nacht. Mit angeblich "chirurgischer Präzision" sollten im Golfkrieg 1991 die Luftangriffe gegen den Irak erfolgen. Am 17. Januar 1991 begann eine US-geführte Koalition damit, das besetzte Kuwait aus den Händen von Saddam Hussein zu befreien. Dazu setzte die Koalition auch Bodentruppen ein. Die irakische Hauptstadt Bagdad wurde jedoch nur aus der Luft beschossen.
Fernsehbilder zeigten die Fadenkreuze in den Cockpits der Piloten und die vermeintlich punktgenauen Einschläge am Boden. Die Gefahr für die eigenen Soldaten war dadurch auf ein Minimum reduziert - erst recht, nachdem man die Luftabwehr des Gegners ausgeschaltet hatte.
Bei Tageslicht zeigte sich dann oftmals, dass neben dem eigentlichen Ziel auch Gebäude in der Umgebung zerstört waren. "Kollateralschäden" nennen Militärs diese nicht beabsichtigten Treffer, bei denen oftmals auch unschuldige Zivilisten sterben. Insgesamt gab es mehr als 100.000 Luftangriffe bei denen 88.500 Tonnen Bomben abgeworfen wurden. Es wird vermutet, dass mehr als 2000 irakische Zivilisten dabei getötet wurden.
Kuwait wurde innerhalb von 100 Stunden befreit. Der irakische Machthaber Saddam Hussein konnte sich aber in Bagdad bis 2003 halten. Erst dann schickten die Amerikaner Bodentruppen bis in die irakische Hauptstadt.
Kosovo 1999
Die NATO-Operation "Allied Force" begann am 24. März 1999, nachdem auf dem Verhandlungsweg keine friedliche Einigung erzielt werden konnte. Ziel der Operation war es eine neue Angriffswelle serbischer Streitkräfte gegen die Kosovoalbaner zu stoppen. Die Luftschläge richteten sich zunächst gegen die serbische Luftabwehr und Kommandostände, später auch gegen serbische Truppen, die im Kosovo und im Süden Serbiens im Einsatz waren. Einen Monat nach Beginn der Angriffe erweiterte die NATO-Führung die Ziele auf weitere militärische Einrichrichtungen, Medien und andere strategische Ziele.
Die NATO erklärte bereits zu Beginn der Operation, dass die Minimierung ziviler Opfer zu ihren wichtigsten Anliegen zähle. Der Erfolg der NATO bei der Vermeidung von zivilen Opfern ist bis heute umstritten. Der damalige US-Verteidigungsminister William Cohen erklärte am 9. September 1999, dass es nur 20 Fälle von "unbeabsichtigten Konsequenzen" gegeben habe. Human Rights Watch zählte hingegen 90 Angriffe, bei denen bis zu 528 Zivilisten getötet wurden.
Politisch kann die Operation teilweise als Erfolg betrachtet werden: der Bombenkrieg endete, als Serbien ein Friedensabkommen unterzeichnete und zustimmte, dass die serbischen Truppen aus dem Kosovo zurückgezogen und durch NATO-Friedenstruppen ersetzt würden.
Libyen 2011
Am 19. März 2011 begann eine Militäroperation der internationalen Staatengemeinschaft in Libyen. Grundlage des Einsatzes war eine UN-Resolution, die es den beteiligten Ländern erlaubte, "alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen", um die Angriffe gegen die Zivilbevölkerung durch das Regime des libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi zu beenden.
Die NATO übernahm am 25. Mai das Kommando über die Operationen und verhängte eine Flugverbotszone und ein Waffenembargo. Gleichzeitig flogen NATO-Kampfflugzeuge Tausende von "gezielten Angriffen" bei denen 7700 Bomben und Raketen abgefeuert wurden. Der Einsatz endete am 31. Oktober. Kurz zuvor war Machthaber Gaddafi getötet worden.
NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen erklärte daraufhin, dass die Operation "sehr sorgfältig, ohne bestätigte zivile Opfer" durchgeführt wurde. Die libysche Regierung sprach hingegen von tausenden Toten. Unabhängige Quellen berichten, dass bei mehreren Luftangriffen dutzende Zivilisten getötet wurden. Auch die NATO änderte später ihre Einschätzung und sagte, sie bedauere "den Verlust von Leben". Die wahre Zahl der Todesopfer wird wohl nie bekannt werden. Bis heute kämpfen verfeidete Gruppen in dem nordafrikanischen Land.