Allianz gegen Microsoft
4. Februar 2008Laut "Wall Street Journal" vom Montag (4.2.2008) hat Google-Chef Eric Schmidt Yahoo-Vorstandschef Jerry Yang telefonisch seine Unterstützung gegen eine Übernahme des Unternehmens durch Microsoft angeboten. Eine Gegenofferte zu dem Microsoft-Angebot von rund 45 Milliarden Dollar habe Schmidt zwar nicht angedeutet, möglicherweise aber die Unterstützung für einen anderen Bieter sowie eine Partnerschaft mit Yahoo bei der lukrativen Werbung im Internet, zitierte das Blatt nicht näher genannte Insider.
Wie sehr die Microsoft-Offerte das führende Internetportal aufgeschreckt hat, zeigt eine Online-Veröffentlichung von Google-Topjurist David Drummond. "Microsofts feindliches Übernahmeangebot wirft beunruhigende Fragen auf." Es handele sich nicht nur um eine finanzielle Transaktion, sondern darum, die Grundsätze des Internets zu erhalten: Offenheit und Innovation, schrieb Drummond.
Google stellt Microsoft an den Pranger
Google fürchtet, dass Microsoft mit der Übernahme von Yahoo seine starke Position als Softwarehersteller im Internet ausnutzen könnte. Wegen der Dominanz bei PC-Betriebssystemen könnte Microsoft in der Lage sein, Kunden automatisch auf seine Online-Angebote wie E-Mail oder Instant-Messaging zu leiten, kritisierte Drummond. Google verfügt derzeit weltweit über einen Marktanteil von rund 62 Prozent. Microsoft und Yahoo kämen bei einem Zusammenschluss auf 16 Prozent im milliardenschweren Markt der Internet-Werbung.
Microsoft habe eine Vorgeschichte ernster Verstöße gegen Gesetze und Wettbewerbsrecht, sagte Drummond. Zwischen dem Softwareriesen und den Wettbewerbshütern in den USA sowie vor allem in Europa hatte es immer wieder schwere Differenzen gegeben. Widerstand gegen die Fusion erwarten Experten am ehesten in Europa. Doch angesichts der Übermacht von Google bei Online-Suche und Internet-Werbung rechnen sie eher nicht mit großen Hürden.
Microsoft erklärte hingegen: "Microsoft bekennt sich zu Offenheit, Innovation und Schutz der Privatsphäre im Internet." Sollte eine Übernahme von Yahoo durch Microsoft verhindert werden, würde Google seine Dominanz im Internet noch weiter ausbauen können.
Kein weißer Ritter für Google
Yahoo spielt unterdessen auf Zeit. Das Unternehmen hatte am Wochenende erklärt, man werde alle strategischen Optionen prüfen. Dabei will Yahoo auch die Chancen ausloten, eigenständig zu bleiben. Der Internet-Pionier gilt seit einiger Zeit als Übernahmekandidat. Das Unternehmen war zwar bald nach der Gründung durch Yang und seinen Kommilitonen David Filo im Jahr 1995 die Nummer eins im Internet. Inzwischen aber ist Yahoo bei den Werbeeinnahmen längst von Google überholt. Google nimmt in zwei Monaten so viel Geld ein wie Yahoo in einem ganzen Jahr.
Analysten gehen allerdings davon aus, dass Yahoo die Offerte von Microsoft letztlich kaum ablehnen kann. Der Kurs der Yahoo-Aktie war zuletzt auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren gefallen, der Gewinn des Unternehmens geht seit Ende 2006 beständig zurück. Die Microsoft-Offerte vom vergangenen Freitag bedeutet für die Yahoo-Aktionäre einen Aufschlag von 62 Prozent auf den Schlusskurs vom Vortag. Auch ein sogenannter weißer Ritter scheint derzeit nicht in Sicht. Laut "Wall Street Journal" planen weder AT&T, der Medienkonzern Time Warner noch Rupert Murdochs New Group derzeit ein Gegenangebot. (rri)