EU nimmt Android ins Visier
20. April 2016Die EU-Wettbewerbshüter nehmen Googles Smartphone-Betriebssystem Android unter die Lupe. Der Konzern missbrauche nach vorläufigen Erkenntnissen seine marktbeherrschende Stellung, indem er Herstellern von Android-Geräten und Betreibern von Mobilfunknetzen Beschränkungen auferlege, teilte die EU-Kommission mit. Sie schickte deshalb ein Schreiben mit den Beschwerdepunkten an Google. Die Mitteilung ist die erste Stufe in dem Verfahren, an dessen Ende eine milliardenschwere Strafe stehen kann. Google kann sich nun ausführlich zu den Bedenken äußern.
Durch das meistbenutzte Smartphone-System der Welt baue Goolge seine marktbeherrschende Stellung bei der allgemeinen Internetsuche weiter aus, so der Vorwurf. Die Google-Suche sei auf den meisten in Europa verkauften Android-Geräten vorinstalliert. Konkurrenten würde so der Marktzugang versperrt.
Verstoß gegen Kartellvorschriften?
"Unsere bisherigen Ermittlungen lassen darauf schließen, dass Google durch sein Verhalten den Verbrauchern eine größere Auswahl an mobilen Anwendungen und Dienstleistungen vorenthält, Innovationen anderer Unternehmen bremst und damit gegen die EU-Kartellvorschriften verstößt", sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Google hat bereits Ärger mit der Brüsseler Behörde wegen der Platzierung von Werbung in seiner Suchmaschine. In dem seit 2010 laufenden Verfahren beschuldigt die EU-Kommission den US-Konzern, eigene Angebote zu bevorzugen.
Die Behörde hatte erste Ermittlungen zur Wettbewerbssituation bei Android vor einem Jahr eingeleitet. Die Untersuchung ist Teil eines größeren EU-Verfahrens gegen Google. Falls die europäischen Wettbewerbshüter ihre Vorwürfe beweisen können und eine förmliche Entscheidung treffen, droht dem Unternehmen ein Bußgeld von bis zu zehn Prozent eines Jahresumsatzes. Dieser Rahmen wird aber üblicherweise nicht ausgeschöpft.
stu/se (afp, dpa)