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Goldene Palme an Mungiu

28. Mai 2007

Die Filmfestspiele im südfranzösischen Cannes haben eine Premiere erlebt. Erstmals ging die höchste Auszeichnung des Wettbewerbs an einen Film aus Rumänien. Auch der Deutsch-Türke Fatih Akin wurde ausgezeichnet.

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Auf dem Tisch der Preis, dahinter, stehend, der Regisseur, in der Hand die Urkunde (Quelle: AP)
Die "Palme d'Or" und ihr Gewinner Cristian Mungiu samt UrkundeBild: AP

Die Studentin Gabita ist ungewollt schwanger, doch im Rumänien des kommunistischen Diktators Ceauşescu darf sie das Kind nicht legal abtreiben. Also sucht sie in Begleitung ihrer Freundin Otilia in einem schäbigen Hotelzimmer die Hilfe eines "Engelmachers". "4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage" erzeugt eine Atmosphäre von extremem Stress und Verzweiflung, die unter die Haut geht.

Der Film hatte schon früh zu den Favoriten im Wettbewerb der 60. Filmfestspiele von Cannes gezählt. Am Sonntagabend (27.05.07) gewann er als erster rumänischer Film die Goldene Palme. Regisseur Cristian Mungiu nannte die Auszeichnung eine "gute Nachricht für die kleinen Filmemacher aus kleinen Ländern". "Man braucht nicht unbedingt ein großes Budget und große Stars, um eine Geschichte zu erzählen, die die Menschen hören wollen", sagte der 39-Jährige in seiner Dankesrede. Noch vor sechs Monate habe er noch nicht genug Geld für die Dreharbeiten zusammengehabt.

Auch Fatih Akin hat eine Urkunde bekommen und hält sie in die Kamera. Warum nur sitzen so viele Fotografen HINTER ihm? (Quelle: AP)
Die Festspiele von Cannes sind die wichtigste Preisverleihung der Filmbranche neben den OscarsBild: AP

Der deutsch-türkische Regisseur Fatih Akin wurde für "Auf der anderen Seite" mit dem Drehbuchpreis ausgezeichnet. Auch die Ökumenische Jury vergab ihren Preis an den 33-Jährigen Hamburger. Seine Dankesrede richtete Akin anlässlich der bevorstehenden Parlamentswahl an die Türkei: Man müsse geeint bleiben, sonst stürze man.

Drei Preise für Künstler aus Asien

... in Standardpose, aber mit Glaspreis in schicker Schmuckschatulle (Quelle: Kirsty Wigglesworth)
Beste Aktrice: Jeon Do-Yeon aus KoreaBild: AP

Der Große Preis der Jury ging an die japanische Regisseurin Naomi Kawase für "Mogari No Mori". Als bester Regisseur wurde der Amerikaner Julian Schnabel für seinen französischsprachigen Film "Le scaphandre et le papillon" ausgezeichnet. Den Preis der Jury teilen sich der Zeichentrickfilm "Persepolis" der Iranerin Marjane Satrapi und «Stellet Licht» von Carlos Reygadas. Die Preise für die besten Schauspieler gingen an den Russen Konstantin Lawronenko ("Izgnanie") und die Südkoreanerin Jeon Do Yeon ("Secret Sunshine"). Die Coen-Brüder gingen mit "No Country for Old Men" leer aus.

Die US-Schauspielerin Jane Fonda erhielt überraschend die Goldene Palme für ihr Lebenswerk. Die Organisatoren der Festspiele hatten Fonda offiziell nur zu einem Gala-Dinner in Erinnerung an ihren verstorbenen Vater Henry eingeladen. Zuvor wurde der Film "Die zwölf Geschworenen" von 1957 gezeigt. Bei dem Gala-Dinner überreichte Festival-Präsident Gilles Jacob die Goldene Palme an Jane Fonda. Jacob würdigte das politische Engagement der 69-Jährigen für Demokratie und Bürgerrechte. Er erwähnte dabei auch Fondas umstrittene Reise nach Nordvietnam 1972 und scherzte, er hätte auch nicht gedacht, dass das Festival einmal jemanden ehren werde, der vom FBI verfolgt worden sei.

Gedenken an Romy

Filmszene: Kaiserin Elisabeth Gatte Kaiser Franz Joseph von Österreich (2.v.r.)
Schneiders zweiter "Sissi"-Film konkurrierte 1957 in CannesBild: picture-alliance/ dpa

Ein anderer deutsch-französischer Filmstar wurde zum Abschluss der Filmfestspiele auf besondere Art gewürdigt: Alain Delon rief das Publikum im Festivalpalais dazu auf, seine frühere Freundin Romy Schneider zu ehren, die vor 25 Jahren, am 29. Mai 1982, in Paris gestorben ist. Doch nicht mit einer Schweigeminute: Für die "wunderbare Romy" gab es 25 Sekunden Applaus. (ask)