Glamour und etwas Frauenpower für Japan
11. September 2019Japans rechtskonservativer Ministerpräsident Shinzo Abe will mit einer Kabinettsumbildung die politische Stabilität im Land stärken und zugleich neue Herausforderungen angehen. Er berief 13 neue Gesichter in sein 19-köpfiges Team, betraute aber zugleich wichtige Schlüsselpositionen mit bekannten und erfahrenen Gefolgsleuten.
So übernahm sein bisheriger Außenminister Taro Kono den Posten des Verteidigungsministers, während der Minister für wirtschaftliche Neubelebung, Toshimitsu Motegi, ins Außenressort wechselte. Beide Männer übernehmen ihre neuen Aufgaben zu einer Zeit, da sich die Beziehungen zu Südkorea wegen Japans Umgang mit seiner Kriegsvergangenheit und Handelsstreitigkeiten verschlechtert haben.
Auch Finanzminister Taro Aso sowie Abes Regierungssprecher Yoshihide Suga, die ebenfalls enge Gefolgsleute von Abe sind, gehören dem Kabinett weiter an - in denselben Positionen wie bisher.
Abe, der eine Änderung der pazifistischen Nachkriegsverfassung anstrebt, um die Rolle des Militärs zu stärken, setzt damit auf Stabilität. Seine altgedienten Vertrauten sollen helfen, große Herausforderungen wie die im kommenden Monat angesichts hoher Schulden anstehende Anhebung der Verbrauchsteuer zu bewältigen. Dadurch könnte die Konsumbereitschaft der Verbraucher und damit die Konjunktur gedämpft werden. Japan ist die nach den USA und China drittgrößte Volkswirtschaft der Welt.
Die Kabinettsumbildung erfolgte, nachdem Abes Regierungslager im Sommer die Wahl zum Oberhaus gewonnen hatte. Der seit 2012 regierende Abe schickt sich an, im November Japans am längsten amtierender Regierungschef zu werden,
Zu den Neuzugängen gehört der als künftiger Regierungschef gehandelte Shinjiro Koizumi, Sohn des charismatischen früheren Ministerpräsidenten Junichiro Koizumi. Der erst 38 Jahre alte Politiker übernimmt das Amt des Umweltministers und sammelt damit erstmals Erfahrung auf einem Ministerposten.
Koizumi ist derzeit unbestritten der Medienliebling in der japanischen Politik. Unter anderem wurde über seine Hochzeit mit einer Fernsehmoderatorin in jeder Einzelheit berichtet, verkündet wurde diese im Büro des Regierungschefs. Relativ wenig bekannt ist dagegen über seine politischen Einstellungen. Er ist der drittjüngste Minister in der Nachkriegsgeschichte Japans, wo eigentlich Alter nicht nur in der Politik als eines der entscheidenden Merkmale bei Beförderungen gilt.
Neben Koizumi werden auch andere Minister, darunter Staatsminister Yoshihide Suga, als mögliche Nachfolger Abes gewertet. Das Mandat Abes als Parteichef endet im September 2021.
Der Premier, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, Frauen in Japans männerdominierter Gesellschaft den Weg in Führungspositionen zu ebnen, berief die frühere Eisschnellläuferin und Bahnradfahrerin Seiko Hashimoto zur Ministerin für die im kommenden Jahr in Tokio stattfindenden Olympischen Spiele. Damit sind neben den 17 Männern nun auch zwei Frauen in Abes Kabinett. Zweite Ministerin ist Satsuki Katayama.
stu/ww (dpa, afp)