Gigantischer Verlust bei Tui
10. Dezember 2020Der größte Reiseanbieter der Welt steckt dank Corona ganz tief in den roten Zahlen. Der deutsche Tui-Konzern beendet das vergangene Geschäftsjahr mit einem Verlust von 3,1 Milliarden Euro. Im Vorjahr gab es einen Gewinn von 532 Millionen Euro. Der Umsatz brach um 58 Prozent ein und landete nach 18,9 Milliarden zuvor bei 7,9 Milliarden Euro.
Tui wird inzwischen mit staatlichen Krediten und Kapitalhilfen gestützt und bekommt bereits drei Milliarden Euro Unterstützung vom Steuerzahler. Vorige Woche schnürte Tui ein weiteres Rettungspaket, an dem sich der Bund mit 1,3 Milliarden Euro beteiligt. Eine Kapitalerhöhung privater Investoren und des russischen Großaktionärs Alexej Mordaschow soll weitere 500 Millionen Euro in die Kasse spülen und für nötige Liquidität sorgen.
Das Geschäftsjahr 2019/2020 (bis Ende September) war - wie für so gut wie alle Unternehmen der Branche - geprägt allein von den Corona-Folgen. Anfangs meldete Tui noch ein gutes Geschäft, im Januar standen die Buchungen sogar 14 Prozent im Plus. Während der ersten Pandemiewelle ab März musste das Programm dann komplett ausgesetzt werden.
Erneut blockierter Reisemarkt
Im Sommer lief das Geschäft zögerlich an, im Herbst wuchs die Unsicherheit aufgrund neuer Reisewarnungen für viele Länder dann aber wieder. Zwischenzeitlich hatte Tui wieder Reisende nach Mallorca oder Griechenland gebracht. Jetzt bilden nur noch Pauschalangebote und Kreuzfahrten zu den Kanarischen Inseln eine Ausnahme im ansonsten blockierten Reisemarkt. Insgesamt war in Unternehmenskreisen von einem "Katastrophenjahr" die Rede, das in der Branchengeschichte seinesgleichen suche.
Bei den Aussichten zeigte sich Tui bei der Vorlage der Geschäftszahlen am Donnerstag zurückhaltend: "Die Gesamtbuchungen über alle Märkte für den Winter 2020/21 liegen aktuell um 82 Prozent unter Vorjahr", hieß es. Das Jahr 2021 sieht Tui für den Tourismus als Übergangsjahr, 2022 sei dann mit einer Rückkehr zum Niveau vor Corona zu rechnen. Eine konkrete Prognose für den Reisemarkt wagt Tui wegen der coronabedingten Unsicherheit allerdings nicht.
An den öffentlichen Hilfen für Tui gibt es vor allem von Gewerkschaften auch Kritik, weil der Konzern gleichzeitig Tausende Jobs streicht. Das Sparprogramm führte dazu, dass die Zahl der Mitarbeiter im Konzern bis Ende September schon von einst rund 71.500 um fast ein Drittel auf gut 48.000 sank.
ar/hb (dpa, rtr)