Geöffnet, geschlossen, geöffnet
9. Juli 2013Nach den nächtlichen Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten in Istanbul ist der Gezi-Park wieder geöffnet. Am angrenzenden Taksim-Platz stehen Wasserwerfer und Polizisten bereit. Der Park war am Montag offiziell wiedereröffnet, wenige Stunden später aber erneut abgeriegelt worden, um Demonstranten am Eindringen zu hindern.
Dabei ging die Polizei erneut gewaltsam gegen die Menge vor. Die Sicherheitskräfte setzten am Montagabend im Zentrum der türkischen Metropole Wasserwerfer, Tränengas und Plastikgeschosse ein. Nach Agenturberichten versuchten mehrere Tausend Demonstranten, zum Taksim-Platz und in den benachbarten Gezi-Park zu gelangen.
Einige Demonstranten errichteten Barrikaden auf der Einkaufsstraße Istiklal Caddesi, die zum Taksim-Platz führt. Sie bewarfen Wasserwerfer mit Steinen und Flaschen. Demonstranten schossen nach Augenzeugenberichten auch mit Zwillen auf die Polizei. Nach Angaben der Protestbewegung wurden mehr als 80 Demonstranten festgenommen.
Vor den erneuten Zusammenstößen hatte es ein Verwirrspiel um den Park gegeben, der zum Symbol der landesweiten Proteste wurde. Wenige Stunden nach seiner Wiedereröffnung durch den Gouverneur von Istanbul riegelte die Polizei das Areal wieder ab. In Erwartung neuer Proteste sperrten die Sicherheitskräfte zugleich den Taksim-Platz. Die Demonstranten versammelten sich daher an dessen Rand. Sie skandierten "Überall ist Taksim, überall ist Widerstand."
Proteste gegen die Regierung Erdogan
Istanbuls Gouverneur Hüseyin Avni Mutlu sagte bei der Eröffnung lokalen Medienberichten zufolge, illegale Versammlungen im Park würden nicht geduldet. Mit Blick auf das Protestbündnis "Taksim Solidarität" fügte er hinzu, der Park gehöre nicht einzelnen Gruppen, sondern allen Menschen in Istanbul.
Die Proteste in Türkei hatten sich an Regierungsplänen entzündet, den Gezi-Park zu bebauen. Inzwischen richten sie sich landesweit aber vor allem gegen die autoritäre islamisch-konservative Regierung von Recep Tayyip Erdogan. Bei den wochenlangen Demonstrationen war die Polizei mit aller Härte eingeschritten. Drei Demonstranten und ein Polizist kamen bei den Zusammenstößen ums Leben, zudem wurden rund 7000 Menschen verletzt. Die Polizeigewalt bei den Protesten wurde international kritisiert. Die Europäische Union verschob die Öffnung eines neuen Kapitels in den Verhandlungen über einen EU-Beitritt der Türkei auf Herbst.
re/rb (rtr, afp, ap, dpa, ARD)