Gewalt gegen Flüchtlinge: 10 Anschläge aus 25 Jahren
18. Januar 20161. Hoyerswerda in Mecklenburg-Vorpommern: Vom 17.09. bis zum 23.09.1991 halten knapp eine Woche fremdenfeindliche Übergriffe an. Hoyerswerda bildet den Auftakt zu einer Reihe von Angriffen gegen Asylbewerberheime und Ausländer zu Beginn der 1990er Jahre. Angegriffen wurden in der 30.000 Einwohner-Stadt ein Vertragsarbeiterwohnheim und eine Flüchtlingsunterkunft. Zeitweise nahmen 500 Menschen an den Ausschreitungen teil. Die Polizei zeigte sich außerstande, die Angriffe zu stoppen. 32 Menschen wurden verletzt. Es gab 82 vorläufige Festnahmen. Verurteilt wurden nur vier Personen.
2. Lampertheim in Hessen: Hier kamen am 31.01.1992 drei Menschen aus Sri Lanka bei einem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim ums Leben. Es waren die ersten Todesopfer - aber noch lange nicht die letzten.
3. Saal in Mecklenburg Vorpommern: Am 14.03.1992 wird ein Rumäne bei einem Überfall von rund 40 Jugendlichen auf ein Asylbewerberheim erschlagen.
4. Hörstel in Nordrhein-Westfalen: Am 04.04.1992 stirbt bei einem Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft ein dort untergebrachter Deutscher.
5. Rostock-Lichtenhagen in Mecklenburg-Vorpommern: Tagelang greifen vom 22. bis zum 26.08.1992 rechtsradikale Gewalttäter zunächst ein Wohnheim für ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter an. Später randalierten sie vor dem zentralen Asylbewerberheim von Mecklenburg-Vorpommern. Unter dem Beifall von bis zu 3000 Schaulustigen und vielen Fernsehkameras bewarfen die Rowdies das überwiegend mit Rumänen belegte Hochhaus sowie die Polizisten mit Steinen und Brandsätzen.
6. Mölln in Schleswig-Holstein: Am 23.11.1992 setzen zwei Neonazis zwei Häuser von türkischen Familien in Brand. Zwei Mädchen und ihre Großmutter sterben.
7. Solingen in Nordrhein-Westfalen: Am 29.05.1993 setzen vier Jugendliche das Haus der türkischen Familie Genc in Brand. Fünf Bewohner des Hauses kommen in den Flammen um. Vor Gericht sagen die Jugendlichen: "In Deutschland gibt es zu viele Ausländer."
8. Lübeck in Schleswig-Holstein: In der Nacht zum 18.01.1996 wird das von 48 Menschen bewohnte Asylbewerberheim in der Hafenstraße 52 angezündet. Zehn Menschen sterben. Die Täter werden nie ermittelt. Es ist der schwerste Anschlag gegen Flüchtlinge in der Geschichte der Bundesrepublik.
9. Ludwigshafen-Oppau in Rheinland-Pfalz: Nach einer Phase relativer Ruhe schleuderten in der Nacht zum 16.07.2000 vier Skinheads einen Brandsatz gegen eine Flüchtlingsunterkunft. Ein elfjähriges Mädchen erlitt Brandverletzungen an den Beinen, zwei weitere Kinder wurden von Glassplittern leicht verletzt. Die 14 bis 18 Jahre alten rechtsradikalen Täter konnten zunächst unerkannt entkommen, wurden aber wenige Tage später festgenommen und im November 2000 zu hohen Jugendstrafen verurteilt.
10. Sangershausen in Sachsen-Anhalt: Am frühen Morgen des 06.01.2007 griffen Rechtsextreme ein Asylbewerberheim mit Molotowcocktails an. Drei Bewohner konnten dem Feuer, das sich im Erdgeschoss ausbreitete, nur mit knapper Not entkommen. Vier Täter wurden im Mai 2010 wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung zu Haftstrafen von bis zu fünf Jahren und vier Monaten verurteilt.